Pressestimmen

Abwechslungsreiche Matinee auf hohem Niveau

Herrenberg: Mit Klängen aus vielen Akkordeons und einigen anderen Instrumenten auf musikalischer Reise

Abwechslungsreiche Matinee auf hohem Niveau

Die Jugend hat den Vortritt, so nehmen als Erstes die jungen Damen vom Jugendorchester ihre blinkenden Kästen vor die Brust und bringen mit Petite Fleur erste zarte Sympathien zum Klingen. Wo sind eigentlich die Buben?, fragt man sich unwillkürlich. Immerhin: Peter Reichenecker sitzt am Schlagzeug, und zwei Musiker des Jugendsinfonieorchesters unterstützen das Ensemble temporär, Florian Meyer (Fagott) und Kevin Wang (Violine). Das beruht wiederum auf einer Reise: In Amstelveen traten die beiden Jugendorchester gemeinsam an, es entwickelten sich Freundschaften. Spontan beschlossen die beiden, mitzuspielen und das empfindet man bei der Matinee als Segen: Mit den Gastinstrumenten bekommt die Musik einen eigenen Charakter. "Altes Fieber" von den Toten Hosen klingt in dieser Besetzung mindestens so schön und sehr temperamentvoll.

Elektronik hier, Körper und Luft dort

Es folgt ein heißes Stück "Liberty" vom Motion Trio, das erinnert ein wenig an die Musik des amerikanischen Komponisten Philipp Glass und man spürt auch den Unterschied zu dieser deutlich: Wenn dort alles auf Elektronik basiert, sind es hier allein Körper und Luft, die die Klänge in Bewegung setzen - und das klingt auf besondere Weise angenehm.

Die Spieler sind nun richtig warm geworden, auch auf das Publikum ist der Funke längst übergesprungen. Das Akkordeonensemble Tango and more, geleitet von Waltraud Epple-Holom, lässt nun ein Balkanlied von Robert Bass erklingen, eine muntere Musik mit folkloristischen und tänzerischen Elementen. Zwei Flöten, zwei Akkordeons, Geige und Klavier spielen sich gegenseitig ein Thema zu und tragen zum harmonischen Hörerlebnis bei. Großer Auftritt dann für Astor Piazollas "Oblivion", deutsch: Vergessenheit. Groß ist nun auch das Ensemble, das halbe Studio wird von Jung und etwas älter gemeinsam gefüllt. Die Musik aber füllt es ganz, es ist ein verträumtes, eingängiges Stück, eines der bekanntesten des argentinischen Musikers und Komponisten. Pause, das erste Orchester ist nun unter sich, am Klavier einfühlend begleitet von Lea Röhm, am Schlagzeug wieder Peter Reichenäcker. Es sind gefühlvolle und besinnliche Töne, die Filmmusik zu Frühstück bei Tiffany von Joseph Kosma, von denen man nun umfangen wird.

Dann ist Zeit für Popmusik: Ein Medley mit Liedern von Elton John begeistert, die unterschiedlichen Stimmungen der Songs finden ihren Widerhall im feinsinnigen Ausdruck der Spieler von Instrumenten, die erst durch die Bewegung der Bälge ihre Emotionalität entfalten. Noch ein Medley folgt: Songs der britischen Band Supertramp, da mag man zunächst skeptisch sein, doch es funktioniert prächtig, besonders die Singstimmen der Popband werden vom Akkordeon sehr passend intoniert. Am Ende der Matinee steht die Erfahrung, dass das Akkordeon so ziemlich alles kann, jedenfalls wenn es in musikalisch kompetenten Händen ruht.

Die Freude darüber wird durch die Zugabe aus dem Film "Das Leben des Brian" gekrönt: Der Ohrwurm "always look on the bright side of life" erzeugt auch in dieser Besetzung beste Laune. Das Publikum ist es auch und quittiert das Konzert mit viel Applaus. Sicherlich gestärkt von diesem schönen Erfolg werden die Akkordeonisten in wenigen Tagen eine Konzertreise nach Tarare antreten - mit dem Akkordeonorchester in Amplepuis besteht ein regelmäßiger Austausch.

 

 

 

Gäubote vom 23.05.2017                                                                                         Gabriele Pfaus-Schiller

 

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