Pressestimmen

Äußerst gelungene Auswahl der Stücke

Herrenberg: "Rund ums Horn" mit Wolfgang Wipfler und Studierenden der Musikhochschule

Das Hornkonzert in der Herrenberger Musikschule vermittelte ganz neue Eindrücke von einem vielseitigen Instrument GB-Foto: Bäuerle

"Die Hörner von Professor Lampert sind einfach ..." Mit einem Zungenschnalzer beendete Ulrike Goldau ihren Satz und damit war alles gesagt. Zum Abschluss ihrer Konzertreihe in diesem Schuljahr bot die Herrenberger Musikschule noch einmal ein besonderes Schmankerl: Acht Studierende der Hornklasse der Musikhochschule Stuttgart waren zu Gast im Studio und boten einen begeisternden Konzertabend. Einziger Wermutstropfen: Professor Christian Lampert fehlte. 

Aber der Hornexperte hatte eine Entschuldigung. Eine gute, wenn auch für ihn schmerzhafte: Er hatte sich Mitte der Woche das Schlüsselbein gebrochen und musste operiert werden. An Hornspielen ist derzeit nicht zu denken - wohl aber dachte er an die Herrenberger. Nicht nur, dass er postwendend bei Musikschulleiterin Ulrike Goldau anrief, er sorgte auch für Ersatz. Und für was für einen! Wolfgang Wipfler, Kollege von Professor Christian Lampert an der Stuttgarter Musikhochschule, sprang für ihn ein. Er begleitete die acht Studierenden von der Landeshauptstadt ins Gäu und gab mit ihnen zusammen ein Konzert, das beim Publikum vom ersten Ton an für Begeisterung sorgte. Nicht nur, was Technik, Können und Spielfreude anlangt, wussten Eveline Balz, Petras Bruzga, Carles Chorda-Sanz, Hanxuan Liang, Marlene Pschorr, Maximilian Schellenberger, Grigory Yakubovich und Miriam Zimmermann zu überzeugen, auch die Stückauswahl war äußerst gelungen. "Damit habe ich nichts zu tun", wiegelte Wolfgang Wipfler ab und verwies auf seinen kranken Kollegen. Dennoch: Wolfgang Wipfler war es, der auf unterhaltsame und einprägsame Weise den Faden spann, den Professor Christian Lampert mit seiner Stückauswahl gelegt hatte und der dem Herrenberger Publikum "eines der wohl ältesten Instrumente überhaupt" und seine Geschichte näherbrachte.

Eindrückliches Beispiel

Er schwärmte von dem Instrument, das trotz aller historischen Veränderungen und verschiedenen Ausführungen eines gemeinsam hat: die konische Bauart. Sprich einer "Röhre", die sich laufend erweitert und dessen Töne letztendlich am "dicken" Ende, nämlich am Schallbecher, entweichen. "Schmetternde, fanfarenähnliche Töne" könne man dem Instrument entlocken, führte Wolfgang Wipfler aus und sogleich boten die neun Hornisten mit einer Bearbeitung der Ouvertüre zu Michail Glinkas Oper "Russlan und Ludmilla" ein eindrückliches Beispiel. Gleichzeitig sind "weiche Töne möglich", könne man "elegisch aufspielen, so die Ausführungen.

Dass der Dozent nicht zu viel versprochen hatte, zeigten die Studierenden. Carles Chorda-Sanz spielte das "Adagio und Allegro" von Robert Schumann (Opus 70), mit dem der Komponist seine Begeisterung zum seinerzeit gerade neu aufgekommenen Ventilhorn Ausdruck verlieh. Überhaupt gab es im Laufe der Musikgeschichte viele kreativ Schaffende, denen es ähnlich ging, wie einem Großteil des Herrenberger Publikums. "Horn ist einfach ein tolles Instrument", war in der Pause mehrfach zu hören. "Ich habe jetzt noch Gänsehaut", brachte eine Zuhörerin ihre Begeisterung auf den Punkt.


Aus der "Wassermusik"

Georg Friedrich Händel war einer, der vom Horn begeistert war - sein "Hornpipe" aus der bekannten "Wassermusik" stand auf dem Programm. Auch Wolfgang Amadeus Mozart war ein Horn-"Fan". Aus seiner Feder stammen nicht nur Hornkonzerte, sondern auch zwölf Duette, allesamt für Naturhörner geschrieben. Auf diesen frühen Instrumenten kann nur chromatisch spielen, wer die rechte Hand im Schallbecher richtig zum Einsatz bringt. Carles Chorda-Sanz und Miriam Zimmermann sind zwei davon, wie sie mit den drei kleinen Stücken aus Mozarts Werk Nummer 487 eindrucksvoll zu Gehör brachten. Die musikalische Reise des ersten Konzertteils endete in der Romantik, Karl Stiegler war es, der verschiedene Melodien aus Richard Wagners "Lohengrin" zu einer "Fantasie" zusammenfasste und das Publikum mit dem bekannten Brautchor im Ohr in die Pause entließ. Bunt und abwechslungsreich dann auch der zweite Teil der Horn-Reise. Zuerst nahmen Eveline Balz, Maximilian Schellenberger und Grigory Yakubovich ihre Zuhörer mit in luftige Alpen-Höhen. Die drei Nachwuchstalente hatten ihre Alphörner mitgebracht und spielten vier Schweizer Volksweisen. Dass Wagner nicht nur Musik "erfinden" konnte, zeigte sich bei einem Stück, das Anton Bruckner eigentlich für Chor komponiert hatte. Doch das "Andante" brachte die vier Wagnertuben - Instrumente, die von der äußeren Form her an ein Tenorhorn erinnern, die jedoch mit einem Waldhorn-Mundstück gespielt werden - besonders schön zum Klingen. Gleiches gilt für eine Bagatelle, die Hermann Neuling eigens für seine Musikerfreunde aus den tiefen Hornstimmen geschrieben hatte und die von Petras Bruzga gespielt wurde. Wie schon beim Schumann-Stück im ersten Teil begleitete Katrin Randecker die Nachwuchshornisten auf dem Flügel.

abine Haarer, Gäubote 22. Juni 2015

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