Pressestimmen

Comeback einer schönen Tradition

Martín Morales (Klavier) und Sheng Weng an der Gitarre gestalteten einen beglückenden Abend in der Musikschule. GB-Foto: Vecsey

Herrenberg: Martín Morales und Sheng Weng reißen an Klavier und Gitarre bei einem Abend der Gefühle im Studio der Musikschule das Publikum mit.

Die Gitarre, bescheiden tritt sie meist zurück, Begleiterin eines großen Spektrums der Musik – im Studio der Musikschule tritt sie als eindrucksvolle Solistin auf! Unter dem Motto „Imprésion en Sentimiento“ wird sie unter den sensiblen Händen von Sheng Weng, in Taiwan geborener Gitarrist, im Team der Musikschule seit rund einem Jahr, zum Star eines genussreichen Konzertabends.

Es braucht nur wenige Takte, um das Herz des Publikums zu erobern, darunter etliche seiner Schüler. Spielerisch, beschwingt, verhalten – die zwei Rondos für Klavier und Gitarre von Mauro Giuliani sind abwechslungsreich, die tänzerischen Melodien wirken leicht, schwebend, wie magisch scheinen die Hände des Gitarristen die Klänge aus dem Bauch des Instruments hervorzulocken. Zur Begleitung hat Sheng Weng den aus Chile stammenden Pianisten Martín Morales mitgebracht, auch er lässt die Musik aus dem Bauch des Steinway-Flügels leicht hervortanzen.

Das klangmächtige Instrument steht zur Wand gedreht, damit es die Gitarre nicht übertönt – eine unnötige Sorge, denn ihren intensiven Ausdruck kann er kaum schmälern. Vielmehr erlebt man ein harmonisches Zusammenspiel zweier unterschiedlicher Instrumente, die sich doch ähneln: Der eine zupft und schlägt die Saiten, klopft den Bauch der Gitarre nach rhythmischem Echo ab, der andere lässt die Saiten mit den Tasten sensibel schwingen. So auch bei der Fantasia opus 145 von Mario Castelnuovo-Tedesco, mit ihr schließt der erste Teil des Konzerts: Erstaunliche Klangfarbigkeit entfaltet sich, ein sinnliches Erlebnis, das vom rasenden Tanz zum stillen Innehalten wechselt, im Ungefähren verhallt, um lebhaft wiederzukehren.

Das Programm umfasst vor allem spanische Musik des 19. und 20. Jahrhunderts, streckt die Fühler aus nach Brasilien, zu Heitor Villa-Lobos, der seine Musik der Heimat widmet und die polyphone Musik Johann Sebastian Bachs verarbeitet. Hier erklingt ein ruhiges, fast andächtiges Preludio No. 1, dann bewegt sich Martín Morales mit Cancíon y Danza im Reich zarter wie auch heftiger Gefühle.

Gäubote, 30.01.2024
Gabriele Pfaus-Schiller

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