Pressestimmen

Ein fesselnder Krimi für die Ohren

Ein fesselnder Krimi für die Ohren

Man musste weder Jazz- noch Krimi-Fan sein, um die kultigen, teils stark patinierten Filmmusiken, Titelmelodien und Klassiker der Kriminalgeschichte in der von dem hervorragend harmonierenden Trio frisch und ungewöhnlich interpretierten Weise rundweg genießen zu können. Jazz-Fans genossen dabei vor allem die mal aufregenden, mal gefühlvollen Grooves, Rhythmen, Läufe und überraschenden Variationen der Stücke in dem dank Ruth Sabadino sehr spritzig und energiegeladen daherkommenden, von Christoph Sabadinos rhythmischem Fundament und Martin Johnsons melodiösem Sinn für Harmonie perfekt in der Waage gehaltenen Programms, bei dem ein Höhepunkt den anderen jagte. Vor allem Menschen, die alt genug sind, um die Filme und Serien der 60er und 70er Jahre aus eigener Anschauung zu kennen (und davon waren einige im Publikum), konnten sich angesichts solcher Klassiker wie „Das Stahlnetz“, „Edgar Wallace“, oder „Secret Agent Man“ am musikalischen Wiedererkennen freuen und in Erinnerungen schwelgen. Doch auch neuere Meilensteine der Krimi-Filmmusik gehörten zum Programm. Etwa der ruhige, sehr gefühlvoll dargebotene Song „Skyfall“, den die britische Sängerin Adele für den gleichnamigen Bond-Film interpretierte. Sabadinos Saxofonspiel in diesem Stück stand Adeles souliger Gesangsversion in nichts nach und war eines der Highlights der Matinee. Während des rund zweistündigen Konzerts gaben sich die großen Namen auf beiden Seiten der Kriminalgeschichte quasi die Klinke in die Hand: Von James Bond bis Miss Marple (deren Melodie so voller Überraschungen und ungewöhnlicher Kombinationen steckte wie die Geistesblitze der alten Dame), von „Jack the Ripper“ und dem übermächtigen sizilianischen „Paten“ bis hin zum kleinen Herrn Rossi, der noch immer nach dem Glück sucht, waren alle dabei. Schaurige Schauplätze wie das nebelverhangene Soho, wo gerade wieder einmal eine Leiche in der Themse schwimmt und die „Spelunke zur alten Unke“, wo beim „Criminal Tango“ die ganze Bude wackelt, wurden aufs Feinste musikalisch aufbereitet.

Im Mittelpunkt statt im Abspann und von einem Trio statt mit großer Orchesterbesetzung klangen die bekannten Melodien „ein bissle nackiger, mit mehr Raum zwischen den Tönen“ (Ruth Sabadino) und gerade dadurch frisch und unverbraucht. Spätestens nach dem zweiten Song war das Publikum voll da. Ob sich irgendwem im Publikum angesichts des Nervenkitzels die Nackenhaare aufstellten oder die kalte Panik nach einem warmen Herzen griff, blieb im Dunkeln. Rhythmisch wippende Füße, trommelnde Finger und sich leicht wiegende Oberkörper waren dagegen Anzeichen dafür, dass die Dosis „Luv’n Crime“ ihre Wirkung erzielte. Im Mittelpunkt des Geschehens stand die quirlige, temperamentvolle Ruth Sabadino, die sowohl mit ihrem Saxofonspiel als auch mit ihrem Gesang glänzte. Die beiden Männer hielten sich im Hintergrund, beschränkten sich über weite Teile aufs Begleiten und zeigten vor allem bei einigen Solos ihr Können. Am Ende der vom Förderkreis der Musikschule organisierten Veranstaltung entließ Boogaloo ein zufriedenes Publikum in den frühen Nachmittag.

 

Gäubote 29. Januar 2020         Jutta Krause

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