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Einschmeichelnde Klänge in der Kirche

Herrenberg: Kinder- und Jugendkantorei und Jugendsinfonieorchester musizieren gemeinsam

Einschmeichelnde Klänge in der Kirche

Chor und Orchester - in der Stiftskirche vereint GB-Foto: Schmidt

Draußen auf dem Marktplatz herrscht auf dem Weihnachtsmarkt Hochbetrieb, und die Hetze des Jahresendspurts macht vor nahezu keiner Familie halt. Doch gibt es alljährlich am Vorabend des zweiten Advents ein kleines musikalisches Innehalten in der Stiftskirche, bei dem die von Christa Feige geleitete Kinder- und Jugendkantorei und das Jugendsinfonieorchester der Musikschule Herrenberg mit seinem Dirigenten Wolfgang Peter daran erinnern, dass es Weihnachtsfreuden gibt, die auf keiner noch so schillernden Einkaufsmeile und nicht einmal auf Weihnachtsmärkten käuflich zu erwerben sind.

Schon die Sinfonie des über lange Zeit in Vergessenheit geratenen englischen Komponisten William Boyce sorgt mit ihrer symmetrisch regelmäßigen Struktur und polyfonen Stimmführung dafür, dass sich die Gemüter der Konzertbesucher von der weihnachtlichen Betriebsamkeit lösen und ganz auf die Klänge einlassen, die die schon fast wie ein Sinnbild für Tradition und Beständigkeit wirkenden Mauern der Stiftskirche füllen.

Die Illusion eines Engelschores

Die Jugendkantorei verkündet in einem Satz von Grayston Ives "Ding Dong! Merrily on high" zu einer Melodie von 1588, die hohen Mädchenstimmen dazu angetan, in der Akustik der Kirche die Illusion eines Engelschors zu erwecken. "Blinke, blinke, kleiner Stern" singt die Kinderkantorei auf die Melodie des ungarischen Volkslieds "Hört, es klagt die Flöte wieder", zum "Stern über Bethlehem" übernimmt das Orchester die Begleitung, und das Publikum stimmt gerne ein.

Mit sichtlicher Freude nimmt sich die Jugendkantorei, weitgehend aus jungen Damen bestehend, vierer von Bruno Coulais komponierter Lieder aus dem Film "Die Kinder des Monsieur Mathieu" an, zunächst des rhythmischen "Kyrie", dann des wohl bekanntesten "Vois sur ton chemin", gefolgt von "Es weht ein Hauch" und "Cerf Volant". Auch hier verfehlen die Sopranstimmen ihre atmosphärische Wirkung im Kirchenraum nicht, und wie in vielen anderen Liedern des Konzerts dürfen sich die jungen Leute auf die professionelle Begleitung durch Johannes Fiedler, hier am Klavier, an anderer Stelle im Programm an der Orgel verlassen.

Anschließend widmet sich die Jugendkantorei einer Komposition des 1955 geborenen Bob Chilcott, die einen lange vor dessen Zeit entstandenen Text von Christina Rosetti vertont. Herzhaft mitsingen darf nach einer interessanten, im Tempo recht beschwingten Orgeleinleitung das Publikum wieder bei "Ich steh an deiner Krippen hier", in der vierten Strophe entfaltet die Orgel ihren Klang und beugt so jeder eventuellen Gleichförmigkeit vor. Aleydis Kleine-Alekotte und Julia Butte sind die Solistinnen im Allegro des Konzerts für zwei Blockflöten und Orchester von Giuseppe Sammartini, was noch einmal einen neuen Aspekt in das Programm und eine ganz andere Klangfarbe ins Spiel bringt.

Die Kinderkantorei singt "Als Engel sind wir wohl bekannt" aus dem Singspiel "Großer Stern, was nun?" von Peter Schindler, dann Rolf Schweizers und Otto Wieners "Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein", ein Wink, die Engel des Alltags auch zu erkennen, wenn man ihnen begegnet. Traditionell geht es weiter mit Martin Luthers "Vom Himmel hoch, da komm ich her", zum ursprünglich französischen Weihnachtslied "Hört der Engel helle Lieder" vereinen sich Chor, Orchester und Publikum wieder zu einem großen Klangkörper, dessen Stimmen, ganz wie es sich Christa Feige in ihrer Begrüßung wünschte, bis in den Himmel dringen müssen.

Getreu dem Titel des Programms des vorweihnachtlichen Konzerts von Kinder- und Jugendkantorei der Stiftskirche und dem Jugendsinfonieorchester der Musikschule Herrenberg in der Stiftskirche schließt es mit John Rutters "Angel Carol", dessen einschmeichelnde Klänge beinahe Glauben machen könnten, der Friede auf Erden habe schon begonnen.

 

 

Gäubote, 08.12.2016                                                                                        Nicola Hollenbach

 

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