Pressestimmen

Katie O’Connor begeistert alle

Die „Peace Development Crew“ lieferte am Marktplatz Reggae-Musik und sorgte so für Jamaika-Flair. GB-Foto: Vecsey

Ordentlich auf die Ohren gab es am Samstag den ganzen Tag über in der Herrenberger Innenstadt. Erst bot der Musikschultag ein Mosaik der Klänge, dann lud das Straßenmusikfestival zu Liedern verschiedener angereister Band in die Altstadt.

Alle auf der Bühne – Am Nachmittag dann stehen sie alle auf der Bühne: Rund 80 Schülerinnen und Schüler der Herrenberger Musikschule haben sich dort versammelt mit ihren Lehrern, feiern einen Tag, der nun schon zu Ende geht, den Tag der Herrenberger Musikschule im Rahmen des Kulturfestes „Sommerfarben“. „Es war fantastisch, was ihr alles gemacht habt!“, ruft Musikschulleiterin Ulrike Goldau kurz nach 15 Uhr von der Marktplatzbühne. Dreieinhalb Stunden tolle Musik, sagt Goldau, habe die Musikschule geboten.

Gemeinsam konzertiert – Auf dem Marktplatz eröffneten um 10 Uhr die Bläserklassen der Jerg-Ratgeb- und Theodor-Schüz-Realschule mit einem Konzert, geleitet von Barbara Goering und Martina Karl-Hartmann, im Klosterhof griffen zuerst die Mitglieder des Erwachsenen-Bläserensembles nach ihren Instrumenten, dann stellten sich Sabine Blasbergs Blockflötenschüler auf. Am Seeländer spielte nach 10.45 Uhr die Jugendgruppe der Stadtkapelle, am Nufringer Tor konzertierten die Streicherklasse von Diana Poppei. Die Freifläche vor dem Seeländer schien den größeren Ensembles vorbehalten – ehe die Jugendgruppe der Stadtkapelle dort auftrat, spielte Uwe Kühners Percussion-Ensemble, später nochmals die Bläserklassen der Jerg-Ratgeb und Theodor-Schüz-Realschule. Auch die Gruppen Violontissimo und der Streicherspielkreis der Musikschule schlossen sich zusammen am Nufringer Tor, geleitet von Christina Dreier und Diana Poppei; Johannes Reischmann ließ sein Percussion-Ensemle auftreten, Wolfgang Peter Holzbläser spielen. Die Fachgruppe der Tasteninstrumente zeigte ihr Können, Tango & More, geleitet von Waltraud Epple, spielten, ebenso das Jugend-Akkordeonorchester.

Notenschlüssel aus Laugenteig – Im Klosterhof entzückten der Musikgarten und die musikalische Früherziehung mit den Blechbläsern unter Antje Beyer, spielte zudem das Blockflöten-Ensemble unter Leitung von Astrid Andersson, das Querflöten-Ensemble unter Stefanie Glaubitz, die „Guitarristas“ unter Sheng Weng, sang zuletzt die singende Fachgruppe der Musikschule ein Programm. Alle verwandelten die Innenstadt in ein Potpourri wechselnder schöner Klänge. Der Förderkreis der Musikschule, geleitet von Dr. Wolfgang Kuhn, verkaufte derweil knusprige Notenschlüssel aus Laugenteig.

Großes Finale – Der Tag der Musikschule endet wie immer mit einem großen Finale, einem Musikstück für alle, arrangiert von jeweils einer Lehrkraft der Schule, dieses Mal von Johannes Reischmann, Fachbereichsleiter für Percussion und Popularmusik. Er hat sich einen alten italienischen Gassenhauer vorgenommen, ein Lied, das 1880 komponiert wurde anlässlich der Einweihung einer Seilbahn, die auf den Vesuv führte, und die schon 1944 durch einen Ausbruch des Vulkans zerstört wurde.

Mediterranes Flair – Kaum ist der Musikschultag verklungen in den Herrenberger Gassen beginnt dort die Straßenmusik. Sie hat ihr eigenes Festival, fünf Stunden dauert es. Die Sonne liegt nun schwer auf der Stadt, die Luft ist warm, Herrenberg gewinnt an mediterranem Flair. In der Stadt tummelt sich die Welt – und ihre Musik: Das reicht von Country und Folk über Reggae bis zum Songwriting deutscher Zunge.

Jamaika-Feeling – Spaß, Sonne, Trommel, Gitarre, Bass – all das versammelt die „Peace Development Crew“ auf dem Marktplatz. Vor einer schwäbischen Fachwerkhäuserfront spielen sie Reggae und haben einen Sänger, der aus Jamaika stammt. Sie kommen aus Hannover, sorgen für Stimmung. Gleich nebenan, vor der Spitalkirche, hat „Steff N.“ aus Leonberg sein Klavier aufgebaut, greift in die Tasten, singt auf Deutsch und lässt auch tanzen.

Alles im Gepäck – „Hausgemachte Musik mit Rhythmus und Seele“ – das versprechen Horse Mountain. Das Ehepaar aus Kusterdingen bei Reutlingen hat zwischen Buddy Holly und Hank Williams alles im Gepäck, spielt diese Musik gekonnt, sehr sicher. „Horse Mountain“ stehen kurz nach 15 Uhr am Adlerplatz, und neben ihnen stehen, sitzen Menschen, die unablässig wippen. Das Paar war schon mal beim Straßenmusikfestival, sagt Dieter Stoll, die männliche Stimme. „Das war 2019, damals kam ein großes Gewitter und wir mussten abbrechen. Heute ist es besser. Wir sind froh, wenn es trocken bleibt und wir im Schatten stehen können.“

Aus Siesta erwacht – „So langsam“, sagt Johannes, Trompeter der Tübinger Band „Brass Busters“, „trauen die Herrenberger sich heraus. Sie haben wohl noch Siesta gehalten.“ Es ist gegen 16 Uhr, die „Brass Busters“ beenden ihren Auftritt am Fruchtkasten, schickten eben noch Jazz, Pop, Blues und Balkan-Beats in eigenen Arrangements durch die Gassen; möglicherweise weckte das gar den einen oder anderen Herrenberger. In anderer Formation waren Mitglieder der „Brass Busters“ schon einmal in der Stadt. „Es ist eine tolle Idee, so viele Musiker zusammenzubringen“, sagt Johannes.

Ruhig und romantisch – „The Two of Us“, am Klosterhof nun, setzen auf ganz ruhige und romantische Töne, mit jazziger Gitarre, träumerischem Gesang. Am Place de Tarare singen „Thommy ond die Hefenger Hillbillies überraschenderweise nicht Country, sondern britischen Folk, „Jerusalem“ gar, Hymne und Vertonung eines Gedichts von William Blake, in einer nicht sehr bekannten Version. Alex Austen schlägt im Unteren Graben wild auf seine Gitarre, wünscht sich noch einen Tanz und eine Euphorie; vor dem Klosterhof klampfen „Kalkyl“ zu zweit sehr locker und begleiten sich mit Glockenspiel; in der Bronngasse singt die Irin Katie O’Connor nicht weniger locker und mit rauer sinnlicher Stimme. Vor der Spitalkirche derweil hat sich Colbinger sehr nahe zu seinen Zuhörern gesetzt; er hat eine bemerkenswert kräftige, harsche Stimme, begleitet sich auf der Gitarre.

Liedermacherfußabdrücke – Jakob Longfied heißt ein 24-jähriger Sänger aus Gärtringen, der vor der Spitalkirche seinen Auftritt hat. „Jean Saro“, die Nachfolge-Band des sehr bekannten „Kitchen Club“, liefern zeitgleich auf dem Marktplatz soulige Nummern. Die „Rinnstein Ramblers“ spielen am Place de Tarare und am Klosterhof; „Soul2Go“ mit Sängerin Kiara Huber sind im Graben, Marc Ash in der Stuttgarter Straße. Lena Theresia tritt in der Stuttgarter Straße wortreich in Liedermacherfußabdrücke; „Dos Mundos“ tragen dort auch Folklore mit wundersamem Gesang und Gitarrenspiel vor. „Zores“ schließlich kommen aus Hessen, bewegen sich mit Gitarre, Flöte und Gesang auf milden, traditionellen Pfaden.

Beide Instanzen einig – Auch dieses Jahr vergab das Straßenmusikfestival Preise – einen, der von einer Jury bestimmt wurde, einen, über den das Publikum entschied. Beide Instanzen waren sich hier einig: Katie O’Connor begeisterte alle. Alex Austen, zu Hause irgendwo bei Erfurt, und die „Peace Development Crew“ belegten den zweiten und dritten Platz. Nathan Grant Kitch, Bezirksjugendreferent des Evangelischen Jugendwerks und Hip-Hop-Musiker moderierte den Abschluss des Festivals.

Gäubote, 10.07.2023
Thomas Morawitzky

 

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