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Zum Abschluss erklingt der Jingle aus den Handys

Beim traditionellen Musikschultag erklingt an allen Ecken der Innenstadt Musik

Zum Abschluss erklingt der Jingle aus den Handys

Die "Moving Band" unter der Leitung Uwe Kühners ist erstmals mit dabei - und hat richtig viel Spaß GB-Foto: Holom

All die Musiker, jung und alt, die sich am Musikschultag beteiligten, versammeln sich zu diesem Abschluss auf der Bühne, spielen unter der Leitung von Thomas Rose die Erkennungsmelodie zunächst einmal orchestral - Ulrike Goldau, Leiterin der Musikschule, kündigt sie an als eine Weltpremiere in Urbesetzung, dankt darüber hinaus natürlich all jenen, die die Arbeit ihrer Institution übers Jahr hin unterstützten. Die schlichte Melodie hebt vielstimmig an in der drückenden Samstagshitze des Marktplatzes, andere Jubelmelodien mischen sich diskret noch ein. Dann der Augenblick, in dem Thomas Rose das Publikum instruiert: "Gegen Schluss des Liedes dürfen Sie alle ihr Handy heben und den Klingelton zum Starten bringen." Ein kleines "Tschüss" am Ende eines langen Vormittages - und das große Piepsen auf dem Marktplatz kann beginnen.

Stunden zuvor wechseln sich viele Ensembles der Herrenberger Musikschule an vier Standorten in der Stadt ab. Zum ersten Mal zieht eine "Moving Band" durch die Gassen der Stadt - Musik mit vielen Instrumenten, aber ohne festen Ort. Die 13-jährige Caroline gehört zu ihr, die nach 11 Uhr vor dem Nufringer Tor ihr Saxofon einpackt. Die "Moving Band" ist ganz im Begriff, ihren klingenden Stadtrundgang zu beenden; seit 9.30 Uhr schon spielt sie an bekannten Ecken Herrenbergs: im Graben, am Place de Tarare, auf dem Marktplatz und anderswo; brachte, wie im Programm versprochen, eine Mischung aus Samba und "Fluch der Karibik" unter die Menschen, verbreitete Stimmung unter jenen, die ebenfalls umhergingen, den Wochenmarkt besuchten, durch die Stadt schlenderten.
Uwe Kühner leitete diese "Moving Band" - 22 Musikschüler mit Trompeten, Saxofonen, Eufonium, Posaunen, Schlagzeug und anderem Instrumentarium folgten ihm. Nicht nur die Melodie des einen Filmhits spielten sie, auch andere lebhafte Melodien aus dem Kino. "Nun geht uns allmählich die Luft aus", bekennt der Bandleader nach mehr als zwei Stunden. Caroline mit dem Saxofon fand die kleine Reise "super" und "sehr spannend".

Im Herrenberger Klosterhof breitet indes das Akkordeonorchester der Musikschule unter Leitung von Dieter Dörrenbächer seine "Pop Collection" aus. Eben noch erklang in anderer Besetzung das Stück "Libertin", abgeschaut vom "Motion Trio", nun gilt das Bemühen des Jugendakkordeonorchesters der Musik von Ennio Morricone: Es spielt das "Lied von Tod"; Bruchstücke des unheilvollen Themas wehen aus dem Klosterhof hinaus.

Im Bronntor, gegenüber, eingeschlossen von Geschäften des Herrenberger Einzelhandels, sind indes die Gruppen "Violontissimo" und "Folk Fiddlers" ganz in ihrem Element und im Innern einer sehr großen Zuschauermenge, die vom Klang entzückt ist. Unzählige Musikschüler stehen dort, spielen eben noch das Stück "Feed the Birds" aus dem Musical "Mary Poppings" - Diana Poppei dirigiert, Harald Streicher sitzt am Klavier, alle Gänge des Bronntors sind gesäumt von Instrumentenkoffern. Place de Tarae, das ist die vierte Station des Musikschultags. Im Freien zwischen den Fachwerkhäusern Herrenbergs sitzt Laszlo Kocsis an den Keyboards und begleitet seinen Saxofonspielkreis zum letzten Mal; fünf Instrumente jazzen einstimmig im Sonnenschein. Kocsis, der Lehrer und Leiter des Spielkreises, hat jüngst erst beschlossen, sich aus der Musikschule zurückzuziehen; sein Nachfolger steht noch nicht fest.

Viele weitere Ensembles haben sich an diesen vier Standorten über den Samstagvormittag hin abgewechselt - Bläserklassen, Sinfonieorchester, die Musikschulband "Cry Blocade", Streicher, Klavierspieler, Gesangsklassen, Percussionisten, Blockflötenschüler. Dann aber ist es Zeit für den Marktplatz, Zeit für das Finale. Und im Schatten der Bühne auf dem sonnigen Platz vereinigt sich die analoge Vergangenheit und Gegenwart der Musik im Namen der Herrenberger Musikschule mit ihrer digitalen Zukunft.

 

Gäubote, 16.07.2018                                    Thomas Morawitzky

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