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Musikschule brilliert mit künstlerischem Potenzial

Herrenberg: Werke aus unterschiedlichen Epochen beim Lehrerkonzert in der Alten Turnhalle

Musikschule brilliert mit künstlerischem Potenzial

Beim Lehrerkonzert der Musikschule: Diana Poppei, Violine, Waltraud Epple-Holom, Akkordeon, Ulrike Goldau, Klavier, Thomas Rose, Gitarre und Heiko Nonaka, Violoncello (von links) GB-Foto: Holom

Alle zwei Jahre lädt der Förderverein der Musikschule Herrenberg zu einem Konzert der Lehrer in die Alte Turnhalle. Auch dieses Mal öffnet sich für die Konzertbesucher ein musikalischer
Fächer verschiedenster Musikepochen und -stile.

Freie Plätze sind in der Alten Turnhalle in Herrenberg nicht mehr zu finden, als zum Auftakt des Lehrerkonzerts der Musikschule Herrenberg der Fördervereinsvorsitzende Dr. Wolfgang Kuhn die Grußworte spricht. In diesem Jahr führen Schüler der Schule durch das Programm und auch beim Umbau der Bühne zwischen den einzelnen Darbietungen sind jugendliche helfende Hände am Werk.

Mit der "Konzert-Etüde" op. 49 des deutschstämmigen russischen Komponisten Alexander Goedicke starten der Trompeter Michael Kraus und Harald Streicher am Flügel recht "sportlich" ins Konzert. Turbulente Passagen und Kantilenen bilden interessante Kontraste in dem noch eher der ausgehenden Romantik zugewandten Stück, die den Musikern viel Raum zur technischen und musikalischen Entfaltung lassen.

Ohne akustische Übermacht

Im Affetuoso und dem Allegro ma non tanto der Triosonate in g-Moll von Johann Joachim Quantz wechselt Harald Streicher für die Basso-Continuo-Stimme ans Cembalo, während Sabine Blasberg auf der Block- und Monika Nagel-Weitz auf der Querflöte im ersten der beiden Sätze einen angeregten Dialog zu führen scheinen und den zweiten sehr lebendig angehen, wobei Monika Nagel-Weitz den Klang immer geschickt auszutarieren weiß, so dass sich nie eine akustische Übermacht der Querflöte ergibt.

Ursprünglich für drei entfernte Cousinen hat Sergej Rachmaninoff seine "Romanze" für Klavier zu sechs Händen komponiert. Für dieses Stück gesellen sich Schulleiterin Ulrike Goldau und Janice Meier zu Harald Streicher an den Flügel. Erwartet man bei Rachmaninoff eigentlich voluminösen und weichen Klang, setzt Ulrike Goldau im Bass mehr auf zeitverzögernde Agogik und Harald Streicher auf einen kräftigen Diskant, während Janice Meier in der Mitte für die klangliche Balance sorgt, so dass der Zuhörer eine ganz eigene Interpretation jenseits der gewohnten Pfade kennenlernt.

Wieder kann Harald Streicher gleich auf der Bühne bleiben, um sich zusammen mit dem Cellisten Heiko Nonaka den Sätzen Allegro non troppo und Allegro aus Dmitri Schostakowitschs Sonate für Violoncello und Klavier, op. 40 mit viel Sinn für die Hintergründigkeit und Doppelbödigkeit dieses Werkes voller Sarkasmen und halsbrecherischer Passagen zu widmen.

Saxofonist Laszlo Kocsis, der heute auch Violine spielt, und Trompeter Michel Kraus haben sich als Gäste Hartmut Amann (Klavier), Joo Kukula (Schlagzeug) und Martin Hering (Kontrabass) eingeladen und mit ihnen eine Jazz-Combo gebildet, die es "in sich" hat. Rhythmus, Fantasie und Farbigkeit ist, was den Konzertbesucher auf der Entdeckungsreise in die eigentlich altbekannten Gefilde der "One Note Samba" von Antonio Carlos Jobim und des Klassikers "Sweet Georgia Brown" von Maceo Pinkard mit dieser "Crew" erwartet, ständig unerwartet neue musikalische Ausblicke in Form von Improvisationssoli, harmonischer Gesamtklang, alles in allem eine wunderbare Überleitung in die Konzertpause.

Mit gepflegtem Bläserklang warten Michael Kraus (Trompete), Antje Beyer (Horn) und Fabian Grabert (Posaune) in Francis Poulencs Trio für diese ungewöhnliche Besetzung auf. Poulenc hat ein Stück unendlich vieler dynamischer, gesanglicher, witziger und humorvoller Momente geschaffen, denen die drei in jeglicher Hinsicht gerecht werden.

Meister des Tangos

"Michelangelo", ein Werk des Meisters des stilisierten argentinischen Tangos Astor Piazzolla, nehmen Diana Poppei (Violine), Waltraud Epple-Holom (Akkordeon), Thomas Rose (Gitarre), Ulrike Goldau (Klavier) und Heiko Nonaka (Cello) mehr von seiner motorischen als von seiner melodiösen Seite, das argentinische Lebensgefühl schwingt weniger als die Großstadt selbst - wie Buenos Aires hat auch der Tango viele Facetten. Unterhaltsam wird es bei "The Riversong", komponiert und vorgetragen vom Duo Joachim Günther (Klavier und Gesang) und Thomas Rose (Gitarre), der mit leichten Anklängen an die irische Folklore gute Laune verbreitet, bevor die beiden in dem Lied "Sorry, ich hab Dir keine Blumen mitgebracht" tiefsinnige Betrachtungen darüber anstellen, was sich ein Ehemann einbrocken kann, wenn er seiner Liebsten in bester Absicht "ein paar Blümchen" mitbringt.

Ebenfalls amüsant und zudem noch virtuos ist Fritz Kreislers Ausflug in die asiatische Welt "Tambourin Chinois" op. 3, an dem die Geigerin Kaoru Minamiguchi und Waltraud Epple-Holom (Akkordeon) die Zuhörer teilhaben lassen und dabei ein äußerst farbiges Klangbild zeichnen.

Einen schönen Abschluss bildet das Allegro aus dem Klarinetten-Quintett in A-Dur KV 581 von Wolfgang Amadeus Mozart. Der Klarinettist Wolfgang Peter vermag hier technisch und musikalisch zu überzeugen, die Streichergruppe mit Kaoru Minamiguchi (Violine I), Matthias Blasberg als Gast (Violine II), Diana Poppei (Viola) und Heiko Nonaka am Cello, bereitet einen harmonischen Untergrund kultivierten Streicherklangs in perfektem Zusammenspiel.

Reicher Applaus belohnt die Lehrer der Musikschule Herrenberg, die in diesem Konzert in der Alten Turnhalle nicht nur ihr künstlerisches Potenzial entfaltet haben, sondern auch einen Blick auf eine ganz andere Seite ihres Berufes gewährt haben, jenseits des alltäglichen Unterrichtsbetriebs.

 

Nicola Hollenbach

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