Pressestimmen

Aus Solidarität gegen Konzerte entschieden

Gäubote, 27.11.2021

Musikschule, Stadtkapelle, evangelische und katholische Kirchengemeinde: Die musikalischen Schwergewichte Herrenbergs haben sich angesichts der derzeit katastrophalen Pandemielage bei Auftritten auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt. Und das sieht in Bezug auf die großen Veranstaltungen, die nun traditionell in der Advents- und Weihnachtszeit anstünden, schlicht so aus, dass sie abgesagt werden. Kleinere Termine wie etwa Auftritte im Rahmen von Gottesdiensten indes bleiben – fürs Erste jedenfalls – noch im Kalender stehen.

„Wir wollen“, beschrieb Herrenbergs Musikschulleiterin Ulrike Goldau in einer kurzfristig anberaumten Videokonferenz die Intention des Quartetts, „gemeinsam vorgehen“ – um ein klares Zeichen nach außen zu senden: „Wir vier kennen uns“, und die Institutionen, denen sie vorstehen, „haben schließlich ein gewisses Gewicht“.

Die Absage der großen Konzerte sei ein Akt der Solidarität, betonte Ulrike Goldau. Würde an den Aufführungen festgehalten, würde von den beteiligten Musikern ein Teil der aktuell knappen Testkapazitäten gebunden – obwohl die an anderer Stelle dringender benötigt würden. Zudem habe für das Quartett das Offenhalten der Schulen oberste Priorität. Goldau: „Wir wollen uns durch die Absagen der Konzerte solidarisch zeigen.“

Um dem Infektionsgeschehen Rechnung zu tragen, hat die Stadtkapelle Herrenberg auch das Proben wieder eingestellt, wie deren Vorsitzender Philipp Jakob ausführte: „So schmerzhaft das auch ist, insbesondere im Jugendbereich.“ Aber man dürfe nicht außer Acht lassen, dass bei Proben Schüler mehrerer Klassen und gar Schulen zusammenkämen – womit das Infektionsgeschehen befeuert werden könnte. Wenngleich das Orchester zur Sicherheit schon in größere Räume wie Alte Turnhalle oder gar Stadthalle ausgewichen war.

Ganz verzichtet Johannes Fiedler noch nicht auf Proben: „Aber bei uns gilt 2 G plus, zudem proben wir nur in kleinen Gruppen und mit großem Abstand“, versicherte der Kirchenmusikdirektor der Stiftskirche. Seine Amtskollegin auf katholischer Seite, Marianne Aicher, setzt ebenfalls auf 2 G plus bei den erwachsenen Hobbymusikern. Und bei den Kinderchorgruppen hat sie zur Sicherheit alle Proben seit Ende der Sommerferien ins Freie verlegt. Nur: Die Temperaturen machen das langsam unmöglich.

Vor dem Hintergrund der in nie dagewesenem Tempo steigenden Infektionszahlen wirbt Aicher für Verständnis wegen der abgesagten Konzerte, die sich in Herrenberg stets großer Beliebtheit erfreuen: „Aber wir müssen weitsichtig sein“, erläuterte die Kirchenmusikerin, „andernfalls wird an Weihnachten gar nichts mehr stattfinden können“ – möglicherweise auch keine Gottesdienste.

Konkret sind folgende Veranstaltungen abgesagt: das gemeinsame Konzert des Jugendsinfonieorchesters und der Kinder- und Jugendkantorei der Stiftskirche am
2. Advent; das Konzert der Musikschule zum Jahresende in St. Martin; das Konzert im Advent der Stadtkapelle in der Stiftskirche am 5. Dezember; das Silvesterkonzert von Collegium musicum und Kantorei in der Stiftskirche; und alle Konzerte der katholischen Kirchengemeinde.

Bislang festhalten möchten die Musiker um Philipp Jakob allerdings am Weihnachtsliederspielen am Heiligen Abend in Altenpflegeeinrichtungen: „Die Entscheidung darüber haben wir noch einmal vertagt. Aber das ist eine Herzensangelegenheit und eine schöne Geste, das sagt man nur sehr ungern ab.“ Trotz der schweren Entscheidung, auf die geplanten großen Auftritte zu verzichten: Die Vier schauen hoffnungsvoll in die Zukunft. „Die Dankbarkeit über das, was möglich ist, ist groß“, weiß Musikschulleiterin Ulrike Goldau. Und auch die Dankbarkeit über die immerhin möglichen Probenphasen in den Wochen seit dem vergangenen Sommer, ergänzte Kirchenmusikdirektorin Marianne Aicher.

Gäubote, 27.11.2021
Holger Weyhmüller

 

 

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