Pressestimmen

Auf in die emotionale und kreative Welt des Tangos

Das Konzert von Quadro Nuevo erweist sich in der Musikschule als ein echter Glücksgriff

Das Tango-Quartett übertraf die Erwartungen bei weitem GB-Foto: Holom

Tango ist launisch, das erlebt man bei "Garcias Tango": Da schleicht ein Kommissar durch geisterhafte Gassen, gerät in Trab, die Finger des Pianisten jagen über die Tasten, das Saxofon singt und brüllt, über den Kontrabass furcht der Bogen, Hände schlagen darauf einen Rhythmus. Es ist eine Art "Stop and go", typisch für den Tango. Raserei und Dramatik wechseln mit Augenblicken seligen Verharrens.

Das Quartett war auch in Ägypten, die dortigen Begegnungen wurden kreativ ihrer eigenen Musik einverleibt. "Kaliji Steps" ist überwältigend: Lowka inszeniert einen Wahnsinnsrhythmus auf der Trommel, es klingt, als müssten alle bösen Geister verjagt und alle Schlangen beschworen werden, die die Welt in Unordnung bringen. Man wird überwältigt, spürt den Impuls aufzuspringen, zum Derwisch zu werden, alles Böse wegzutanzen. Der Saal vibriert, der Trommler lacht, als hätte er gerade einen Gipfel erklommen, deutlich spürt man: Nicht nur die Zuhörer, auch die Musiker haben ihre helle Freude. Etwas fürs Herz erklingt nun, Akkordeon und Piano erklingen im zarten Dialog miteinander, Yorke's Guitar ist so schön, dass es fast ein bisschen wehtut. Mehr als ein Marsch klingt ein Stück, das den Taxifahrern in Buenos Aires gewidmet ist, hektisch, donnernd rumpelnd, dann wieder ein erotischer Tanz. Die Musik wird wieder sanft, Francel bläst mit der Klarinette ins Pianogehäuse, ein seltsam hallender Klang entsteht. Der Kontrabass wird von Lowka wie ein Schlaginstrument bearbeitet, eben noch schrammte der Bogen über die sechs Saiten, nun dröhnen und krachen die Töne aus dem Instrument. Andreas Hinterseher entlockt dem Bandoneon eine Melodie, die Töne werden in die Länge gezerrt und gedehnt, schnurren wieder zusammen zu schrillen Klängen.

Nach der Pause erklingt "Café Kairo", inspiriert von Karl Mays "Durchs wilde Kurdistan": Wie der Autor braucht auch der Komponist nicht den Atem des Ortes für sein Werk, erläutert Hinterseher. Eine Mischung aus Wiener Kaffeehaus und Kamelkarawane ist das, die Grenzen zwischen Tango, Jazz und Weltmusik sind auch hier fließend. Ein merkwürdiges Ins-trument mit schlangenförmigem Mundstück kommt nun ins Spiel. Francel schlägt dazu mit den Tasten der Klarinette einen feinen Takt ins Mikrofon, ein melodisch schöner "Ikarus' Dream". Der Libertango von Astor Piazzolla wirkt frei und improvisiert, als Zugabe wird "Parole" einfühlsam vorgetragen. Keine Fassade, keine Distanz - diese Musik erreicht die Seele auf direktem Weg, breitet sich intensiv in allen Körperregionen aus, hinterlässt Spuren. Das Quartett mit Weltklasseniveau brachte den klingenden Atem der Welt in die beschaulichen Wände des Musikschulstudios. Dass Musikschulleiterin Ulrike Goldau das Quartett so einfach hierher locken konnte, ist ein echter Glücksgriff.

 

Gäubote, 13.03.2018    Gabriele Pfaus-Schiller

 

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