Pressestimmen
Da steckt viel Musik drin
Da steckt viel Musik drin
Die junge Violinistin Anita nimmt sich den Meister der Vier Jahreszeiten vor. Antonio Vivaldi: dritter Satz aus einem Violinkonzert a-Moll. Frisch, melodiös, farbig, sinnlich, stürmisch, elegant. Die Violinistin legt viel rhythmischen Elan in den mitunter funkensprühenden Vortrag. Gut so! Das lässt einen die schiere Masse vivaldischer Violinkonzerte vergessen, wenigstens 400 an der Zahl sollen es ja sein. Mit Lena an der Bratsche bleibt man im Barock und in Venedig. Die junge Musikerin kredenzt ein Largo aus einer Sonate von Benedetto Marcello. Gesangliche, recht galante und getragene Töne werden dem Saitenspiel entlockt. Vornehme Triller dürfen nicht fehlen. Marcello ist eine Entdeckung wert.
Ein sinnenfreudiges und lustvolles, stets geschmackvoll bleibendes Allegro lässt Hanna aus ihrer Blockflöte sprudeln. Geschrieben hat es Georg Friedrich Händel. Genieße den Tag, das Leben ist ein Festbankett, der Tod kann getrost warten. Tat er bei der Partita d-Moll Johann Sebastian Bachs nicht. Der Barockkomponist schrieb sie im Affekt der Trauer, des inneren Aufschreis nieder. Kurze Zeit davor war Bachs Frau verstorben. In der Partita gipfelt all dies in der berühmten Chaconne. Zu spüren ist es aber schon in der einleitenden Alemanda, die Samara auf der Geige zum Besten gibt. Ein ständiges Auf- und Abgleiten, dann unverhofft härtere, ungewöhnliche Sprünge, schroffe, dissonante Momente. Schreie des Schmerzes, doch immer wieder wird’s heller, wendet sich das harmonische Blatt. Ein Quantum Trost!
Der Tod klopft auch in „Adios Nonino“ von Astor Piazzolla an. Als Erinnerung und Reminiszenz an den kurz zuvor gestorbenen Vater. Johanna am Akkordeon: elegisch, schwelgerisch, bewegt und gefühlvoll. Ein tangoesker Abschiedschanson voller Nostalgie, Tränen, Verlorenheit, Wut und Sanftmut. Eine Verneigung zum 100. Geburtstag des Erneuerers des Tangos. Flirrende Rhythmusglut, blumige Walzertakte nebst feurigen Flamencotönen entfacht Janina auf ihrer Violine. Mit einer „Andalusischen Romantik“ des Spaniers Pablo de Sarasate ist man in der Spätromantik gelandet.
Luftig, leicht, schwebelos, flüssig und taufrisch gibt Rebecca einen Walzer Frédéric Chopins. Passend zur Stimmung eines Gemäldes im Hintergrund. Zwei Schiffe in einer Bucht, getaucht in mediterranes Licht. Romantik adelt und verpflichtet! Zauberhaft. Die junge Querflötistin Annika lässt mit einem Allegro aus Benjamin Godards „Suite de trois morceaux“ noch einmal die Spätromantik aufleuchten. Farbenfroh, berückend schön, vital und leidenschaftlich. Letizia macht mit der Posaune Henry Mancinis „Pink-Panther-Theme“ wendige, kecke und kesse Harken schlagende Rhytmusbeine. Derweil Clemens mit vier Holzklangschlägeln eine andere Raubkatze unter einem pulsierenden, leichtfüßigen, funkigen Rock-Groove dahinschleichen lässt. „Tiger Rock“ von Eckhard Kopetcki.
Die Gitarrensaiten, stimmungsvoll mit den Fingern gezupft, schon beginnt mit Maja ein Stück Traumzeit. Das atmosphärische „Gigbag“ stammt vom vierten Soloalbum des Ludwigsburger Komponisten und Gitarrendozenten Ulrich Uhland Warnecke. John reicht an der Gitarre für Laute geschriebene Preziosen aus der Renaissance an. Mal folkloristisch, dann wieder hochvirtuos. Ein niederländisches Tänzchen von Hans Neusiedler, ein elisabethanisches Lautenlied von Francis Cutting. Während Ella passend mit Blockflöte folkloristische Melodien aus Südamerika von Gerald Schwertberger zum Tanzen bringt. Ein Tanz über die Anden. Lebensfreude der Indios. Und Johanna schickt mit ihrem Blockflötenspiel an alle Großmütter einen flotten Gruß hinaus. „Meine Oma mag ich gerne“. Das Gesangsduo Antonia und Floriane tanzt mit Kaiserin Elizabeth in den Armen des Todes. Widerstehen oder hingeben? Totentanz einer Kaiserin. „Wenn ich tanzen will“ aus dem Musical „Elizabeth“: Triumph der Selbstbehauptung, eine Gratwanderung am Abgrund, düster und hoffnungsvoll zugleich.
Gäubote, 27.05.2021 Rüdiger Schwarz