Pressestimmen

Das Warten verkürzt, die Vorfreude vergrößert

Das Warten verkürzt, die Vorfreude vergrößert

Jugendsinfonieorchester unter der Leitung von Hrayr Atshemyan spielt mit der Kinder- und Jugendkantorei unter der Leitung von Christa Feige zum 2. Advent

Die Eröffnung des Abends oblag den Sängern von Kinder- und Jugendkantorei, die mit ihren Texten den Bogen vom Advent, der Zeit des Wartens und der Vorbereitung auf das Kommen des Messias hinein in die Weihnachtszeit spannten. Mit dem „Kyrie“ aus Christopher Tamblings „Messe in A“ wurde der Auftakt gemacht, gefolgt von Kurt Enßles „Gloria“, „Credo“ und „Sanctus“. Um gegenwärtige Texte ergänzt, wurden die alten Worte, die in der biblischen Erzählung der Weihnachtsgeschichte durch die Engel gesprochen werden, mehrstimmig vorgetragen. Dabei vermischten sich die hohen und klaren Sopranstimmen mit den warmen Tönen im Alt, der das Credo gleich einer zuversichtlichen Bestätigung über das Geheimnis des Glaubens legte.

Mit dem „Pastorale aus dem Concerto Grosso op.6, Nr. 8“ griffen schließlich die Musikschüler zu ihren Instrumenten. Thematisch wurde mit dem durch Andreas Wins bearbeiteten Werk des italienischen Barockkomponisten Arcangelo Corelli an den Gesang der Engel angeknüpft, erinnert die Pastorale doch an die Hirtenmusik und legt so den Fokus weg von den himmlischen Wesen auf die irdischen Schafhüter, die durch die Engel von der Geburt Jesu erfuhren. Dabei vermochten die jungen Musiker die Atmosphäre der Pastorale gekonnt darzustellen und die Zuhörer im voll besetzten Kirchenschiff zum Innehalten und dem Verweilen in der Musik einzuladen.

Dass die musikalische Nachwuchsarbeit Christa Feiges bereits bei den Jüngsten außerordentlich gut ansetzt, bewiesen die drei Adventslieder für Kinderchor und Klavier, die die Kinderkantorei selbstbewusst und gekonnt vorzutragen wusste. Dem adventlichen Warten indes, so Christa Feige zu Beginn, wohnt stets die Gewissheit inne, Hoffnung auch im Dunkeln zu verheißen – eine Hoffnung, die die beiden Chöre gemeinsam mit dem Orchester in zwei der bekanntesten Lieder aus dem Film „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ gekonnt zu vermitteln vermochten.

Als besonders mitreißend gestalteten sich auch die beiden Werke Jay Althouses, „A Festive Gloria“ sowie das „Advent Alleluia“. Im mehrstimmigen Chor, unter den sich neben Alt- und Sopran- nun auch die Bassstimmen gemischt hatten, setzte die Jugendkantorei zu einer gelungenen Darbietung des rhythmisch und intonatorisch anspruchsvollen Gotteslobs sowie der freudvollen Ankündigung des Weihnachtswunders an.

Dabei bildeten die modern angehauchten Stücke einen Gegenpol zu dem zuvor vorgetragenen Lobgesang der Maria, dem „Magnificat“ aus der Feder Bobbie Fischers sowie der altbekannten Weihnachtsweise „Maria durch ein Dornwald ging“, die ebenfalls in einer gelungenen mehrstimmigen Version zum Klingen gebracht wurde.

Den Impetus der angelsächsischen Weihnachtsmusik vermag indes kaum ein Komponist so stimmungsvoll und sensibel einzufangen wie der Brite John Rutter. Dessen „Angel’s Carol“ sowie die fröhliche Weise „Tomorrow shall be my Dancing Day“ wurde gemeinsam mit Schülerinnen der Gesangsklasse Ryoko Yoshiharas aufgeführt. Gemeinsam verwoben sich die Stimmen, stets geleitet durch Christa Feige, zu einem den Kirchenraum erfüllenden Klangteppich, der die anspruchsvollen Stücke Rutters leicht und spielerisch daherkommen ließ.

Das Herrenberger Jugendsinfonieorchester stellte sich indes mit Johannes Brahms’ „Ungarischem Tanz Nr. 5“ einer nicht minder herausfordernden Aufgabe, meisterte diese jedoch ebenso mit Bravour. Unter Hrayr Atshemyans präzisem Dirigat vermochten es die jungen Musiker, die Charakteristika der für Brahms ebenso exotisch wie faszinierend anmutenden wilden Tänze zu interpretieren.

Mit „Christmas Lullaby“ kam ein weiteres Werk aus der Feder John Rutters zur Aufführung, das ganz im Gegensatz dazu ruhig und feierlich anmutete. Noch einmal zeigte sich das gelungene Zusammenspiel von Chor und Orchester, ehe die Kinderkantorei den Besuchern zum Abschluss des Konzertes einen gesungenen Segen überbrachte. Jugendkantorei und Jugendsinfonieorchester beendeten die gemeinsame Darbietung vom adventlichen Warten bis hin zur Nacht der Nächte mit einem der bekanntesten und wohl schönsten Weihnachtslieder schlechthin. „Silent Night“ entließ die Besucher, die sich mit langanhaltendem Applaus bedankten, in den Vorabend des zweiten Advent und der Vorfreude auf das bevorstehende Weihnachtsfest.

 

Gäubote, 09.12.2019

Zurück