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Dozenten auf den Spuren der großen Meister

Dozenten auf den Spuren der großen Meister

Hrayr Atshemyan (Violine), Antje Beyer (Horn), Heiko Nonaka (Violoncello), Wolfgang Peter (Klarinette), Diana Poppei (Violine) und Harald Streicher (Klavier) GB-Foto: Holom

Alle zwei Jahre finden sich Lehrkräfte der Herrenberger Musikschule zusammen, um gemeinsam vor Publikum zu musizieren. Aufgespielt wurde in diesem Jahr dabei Kammermusik in verschiedener Besetzung, vom Barock bis in die Gegenwart hinein gaben sich verschiedene musikalische Epochen und Stile ein abwechslungsreiches Stelldichein. „Die Lehrer zeigen ihr pädagogisches Talent im Alltag, ihr eigenes Können jedoch nur am Rande“, bemerkte der Vorsitzende des Musikschul-Förderkreises, Wolfgang Kuhn, in seinem Grußwort zum Auftakt des Abends und begrüßte daher umso mehr die Gelegenheit, die Dozenten als Künstler erleben zu dürfen. „Für die Schüler ist es etwas ganz Besonderes, die eigenen Lehrer auf der Bühne zu erleben“, pflichtete ihm auch Ulrike Kuder vom Amt für Wirtschaft und Kultur der Stadt bei. In Jannis Ahlert, Anna Hanesch und Lenny Schneider hatte sich ein Moderatorenteam bestehend aus jungen Schülern der Musikschule zusammengefunden, das den einzelnen Werken diverse Hintergrundinformationen voranschickte und durch den Abend begleitete.

Zum Auftakt des Konzerts hatte sich ein Bläsertrio zusammengefunden, das mit Eric Ewazens „Philharmonic Fanfare“ eine heiter-schwungvolle Melodie voranschickte. Gekonnt verschmolzen die Trompete von Michael Kraus, Martin Pütz’ Posaune sowie Antje Beyers Hornspiel zu einer gelungenen Interpretation des Werks, die Lust auf mehr machte.

Kaum ein Weg führt indes 2020 an einem der wohl bedeutendsten klassischen Komponisten schlechthin vorbei – Ludwig van Beethovens Jubiläumsjahr wird selbstverständlich auch in der Musikschule gewürdigt. Der erste Satz des Op. 70 machte dabei den Raum frei für eine gefühlvolle Darbietung, die mit einem temperamentvollen Auftakt einsetzte, dann jedoch mit ruhigen Passagen gleich einem Atemholens aufwartete. Mal schien es, als würden die Klänge der Violine Hrayr Atshemyans, des Violoncellos Heiko Nonakas sowie Harald Streichers Klavierspiel miteinander verschmelzen, dann wiederum vermochten die einzelnen Instrumente bewusst hervorzutreten.

Mit Georg Philipp Telemann wurde ein weiterer Großmeister der klassischen Musik hinterhergeschickt, dessen umfangreiches künstlerisches Erbe unter anderem nicht weniger als 700 Arien und 1000 Orchestersuiten umfasst. Darunter befindet sich auch das „Konzert a-Moll“, das durch ein mehr als stimmiges Quartett zur Aufführung kam. Mit Diana Poppei betrat erneut eine Violine die Bühne, Ludwig Schneider spielte mit der Oboe auf, Maren Siegert-Poser komplettierte das Trio der Bläser. Harald Streicher indes musizierte am Cembalo, gemeinsam vermochten es die Musiker, das Bild eines barocken Hofs hervorzuzaubern. Während das Adagio mit einer ruhigen Melancholie aufwartete, kam das Allegro fröhlich und flott daher, das im Barock allgegenwärtige „Carpe diem“-Motiv musikalisch illustrierend. Ins dramatische Genre entführte hingegen die Arie der Leonore aus Giuseppe Verdis „Forza del Destino“. Mit einer wunderbar präsenten und in allen Lagen sicher geführten Stimme begeisterte Cordelia Hanus, begleitet von Harald Streicher am Klavier. Gekonnt arbeiteten die Akteure den mal flehenden, mal fast verzweifelten Impetus heraus, der dem Werk anhaftet. In völligem Kontrast dazu stand indes „Chieba“ des erst im Jahre 1976 geborenen englischen Komponisten und Schlagzeugers Jan Bradley. Johannes Reischmann und Michael Kraus musizierten gemeinsam an Percussion und Trompete und vermochten so, eine ganz eigene Klangwelt heraufzubeschwören, die mal geheimnisvoll und fremd anmutend, mal groovig-lässig daherkam.

Ähnlich überraschend ging es bei der „Sukzession dreier Impressionen“ weiter, die ihre Wurzeln sowohl in traditionellen Klängen als auch den Eigenkompositionen der Akteure, Hrayr Atshemyan (Violine), Judith Goldbach (Bass), Uwe Kühner (Drums) sowie Johannes Reischmann (Vibrafon) haben. Dabei bedienten sich die Musiker nicht nur verschiedenster Facetten ihrer Instrumente, sondern auch eines Gedichts von Friedrich Hölderlin und schufen so eine gelungene Symbiose aus Musik und Lyrik.

Die Welt der Folklore hielt schließlich mit Christina Dreier an der Violine sowie Waltraud Epple-Holom am Akkordeon Einzug. Wunderbar heiter und temperamentvoll, aber auch melancholisch kamen die drei „Balkanischen Tänze“ nach einem Arrangement Martina Schumeckers daher, die ihre Ursprünge in Rumänien und Bulgarien zu verzeichnen haben und die im Rahmen ihrer kurzweiligen Darbietungen doch voller Geschichten zu stecken schienen. Ebenfalls zu erzählen vermochte die „Histoire du tango“ mit „Café 1930“ aus der Feder Astor Piazzollas. Hrayr Atshemyan und Mateus Dela Fonte boten mit Violine und Gitarre eine gefühlvolle Interpretation des Tangos um 1930, der dem typischen Impetus des Tanzes entbehrte und stattdessen mit romantischen und melancholischen Zügen aufwartete.

Ernst von Dohnanyis Sextett in C-Dur aus der Op. 37 setzte einen gelungenen Schlusspunkt unter eine musikalisch vielfältige Reise durch Epochen und Genres, die vom hohen künstlerischen Niveau der Dozenten veindrucksvoll zeugte. 

Gäubote:18.02.20             Christiane Hornung

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