Pressestimmen

Erste Karriereschritte in der Gäustadt

Konzert mit Ex-Schülern der Musikschule, die heute Profis sind

Erste Karriereschritte in der Gäustadt

Den Auftakt machte Annique Göttler mit dem ersten Satz aus Beethovens berühmter Waldsteinsonate. Die junge Pianistin beeindruckte die Zuhörer mit ihrer enormen Fingerfertigkeit und ihrer interpretatorischen Reife. Göttler machte ihre ersten Schritte vor gut 20 Jahren an der Musikschule - gemeinsam mit ihrer Schwester sowie ihrem Bruder. Bereits nach dem ersten Kontakt mit dem Instrument "war es geschehen", blickte die junge Pianistin zurück. Mit acht Jahren hatte sie sich für ihren späteren Beruf entschieden: "Man fängt früh schon an, auf andere Dinge zu verzichten." In Göttlers Fall zog das Handballspiel den Kürzeren, nach ihrem Bachelor-Studium an der Stuttgarter Musikhochschule befindet sich die jetzige Master-Studentin derzeit in einem Urlaubssemester: "Ich möchte austesten, wie weit ich mit meinem Repertoire komme ohne Unterricht."

Hanna Rasche führte ihr musikalischer Weg indes in die Schweiz, "Zürich ist seit 2000 meine Heimat." Im Orchester der Oper spielt sie als Wechselhornistin - "weder tief noch hoch, ich muss alles spielen können", erklärte sie dazu. Rund 100 Vorstellungen stehen jährlich im Kalender, freie Wochenenden sind selten. "Ich sehe es nicht als Verzicht, es ist einfach ein anderer Lebensrhythmus", sagte die Hornistin und Mutter. Mit dem Adagio und Allegro in Es-Dur für Horn und Klavier von Robert Schumann zeigte die Hornistin die verschiedenen Facetten ihres Instruments.

Begeisterung weckte auch die Darbietung Katharina Sebastians, die Franz Liszts "Oh! Quand je dors" mit dem weichen und warmen Timbre ihres Gesangs gefühlvoll interpretierte. Wie facettenreich sie mit ihrer Stimme dabei sein kann, zeigte die junge Sängerin mit der Arie der Eboli aus der Oper "Don Carlos", die in einen furiosen Schluss mündete und das ganze Können Sebastians aufzeigte. "Ganz klassisch" stieg sie seinerzeit ins Musikerleben ein: Mit der Blockflöte machte Katharina Sebastian ihre ersten Bekanntschaften in Sachen Musik. Klavier und Klarinette waren weitere kurze Stationen, die jedoch nicht die Leidenschaft entfachten, die der Gesang mit sich brachte.

Nachdem ihre Lehrerin Ryoko Wakatsuki der Elftklässlerin das Gesangsstudium als Option aufzeigte, "ging alles ganz schnell". In Karlsruhe meisterte sie die Aufnahmeprüfung, es folgten Bachelor- und Master-Studium. Dass das Leben als professioneller Musiker nicht einfach ist, machte Katharina Sebastian ebenso deutlich, die Suche nach Agenturen und verschiedene Vorsingen verlaufe oftmals nicht so wie gewünscht. "Es ist schwierig", weiß die ehemalige Musikschulschülerin, "der Markt ist überlaufen mit Sängern."

In einer besonderen Kammermusik-Besetzung traten Monika Wunder mit der Oboe, ihre Schwester Maria Schöne an der Klarinette sowie Simone Manna mit dem Fagott auf. Jacques Iberts "5 Pièces an Trio" hatten sich die Musiker ausgesucht, um das Publikum mit kurzweiligen Werken in wechselhafter Besetzung zu begeistern. In perfekt aufeinander abgestimmter Harmonie wurden die "Pièces" in ihrer vielfältigen Ausgestaltung vorgetragen. Dabei war es bereits höchst unterhaltsam, zu erfahren, wie die beiden Musikerinnen zu ihren Instrumenten kamen. Wunder widmete sich nach anfänglichem Klavierunterricht bei Harald Streicher der Klarinette. Als ihr Vater, der damalige Leiter der Stadtkapelle, jedoch eine Oboe benötigte, wandte sich die damals Elfjährige jenem Instrument zu, das sie später professionell spielen sollte. Schöne hingegen versuchte sich erst im Violinenspiel, ehe sie die Klarinette ihrer Schwester übernahm. Unterricht erhielt sie fortan bei Wolfgang Peter, nach einer Ausbildung bei der Stadt Herrenberg begann auch sie ein Musikstudium, das derzeit mit einem Master vollendet wird. Begleitet wurden die beiden Musikerinnen von Simone Manna, ein junger Fagottist, dessen musikalischer Weg von Italien nach Stuttgart führte und der zum festen Bestandteil des Trios zählt.

Zum Abschluss folgte mit der Suite Op. 157b für Violine, Klarinette und Klavier Darus Milhauds' ein weiteres gelungenes Spiel zu dritt. Lena Schmid und Friedemann Kienzle spielten dabei mit Klarinette und Violine ein heiteres Intermezzo, das wiederum in eine schwere und ernste Melodie überging, die durch den Einsatz Harald Streichers am Klavier eine gewisse Dramatik verliehen bekam.

Lena Schmid begab sich nach dem Abschluss ihres Studiums der Elementaren Musikpädagogik und der Klarinette auf den pädagogischen Weg. Die ehemalige Musikschulschülerin lebt heute in Wiesbaden in Hessen, "ich habe eine volle Woche mit vielen Kindergruppen", erzählte die Klarinettistin, die mit ihrem Instrument auch auf der Bühne steht.

Friedemann Kienzle hingegen, der Herrenberg treu geblieben ist, fand erst später seine Liebe zur Lehre. Die Anfrage im Jahr 2004, einen Unterrichtstag zu übernehmen, schien ihm ein Zeichen zu sein, so der Violinist. Neben seiner regen Konzerttätigkeit "mache ich das inzwischen sehr gern und mit Leib und Seele". Eine Laufbahn ähnlich der seiner jungen Kollegen beschritt auch Harald Streicher, der die Klavierbegleitung trotz kurzer Probenzeit übernommen hatte: "Ich habe den gleichen Weg hinter mir und der Weg geht weiter", so sein Fazit.

Gäubote 24.10.2018                        Christiane Hornung

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