Pressestimmen
Ins Träumen und Sinnieren kommen
Die Musikschule wird eine Woche lang zur Werkstatt des Musizierens und Ausprobierens
Im mitreißenden und stimmungsvollen Konzert brillieren die jungen Ensembles und Orchester der Stadt. Die Zuschauer erleben eine Vielfalt der musikalischen Genres und Ensembles. Zur Begrüßung erschall

Zur Begrüßung erschallen feierliche Fanfaren – Auftakt eines von der Jugend gestalteten Konzerts in der Stadthalle –, schon hat das Trompetenensemble das Publikum in festliche Stimmung versetzt. Eine überraschende Vielfalt der musikalischen Genres wie auch der verschiedenen Ensembles von Stadt und Musikschule entfaltet sich bis hin zum Höhepunkt des Programms: Das Jugendsinfonieorchester unter der Leitung von Miriam Raspe bringt die Moldau von Bedřich Smetana musikalisch wie im wörtlichen Sinne mitreißend zum Fließen. Das gute Wetter hat ungewohnte Lücken in die Zuhörerreihen gerissen, dem setzen die folgenden Darbietungen feinste musikalische Wetter-Stimmungen entgegen: „Funny Five“ wird von den sieben Jungs und Mädels des Trompetenensembles lebhaft, ohne Zutun ihres Leiters Michael Kraus, vorgetragen, ein flotter „Trumpet Rag“ schließt die erste Runde.
Die Jugendkapelle der Stadtkapelle verwöhnt mit einer gefühlvoll klingenden „Westridge Overture“, beeindruckend gelingt eine feine Modulierung von Melodie und Rhythmus, es ist, als würden sie von Miriam Raspe den jungen Musikern mit einem Zauberstab entlockt. Der eingängigen Melodie folgt „Klezmer Karnival“ von Philip Sparke: Das Klezmer-Fieber, erzählt die Leiterin beider Jugendorchester, hat die Musikbegeisterten bereits im März bei einer Workshop-Woche in der Musikschule befallen, und das Fieber spürt man auch hier: Die feurige wie auch melancholische Stimmung jüdischer Volksmusik erlebt man als spannenden Wechsel, der aufreizend langsame gerät zum wilden Tanz, mündet in ein kräftiges „Hoi!“, von Musikern und Publikum fröhlich in den Saal geschmettert. „Gibt es hier Swifties?“ – Fans von Taylor Swift, US-amerikanische Country- und Popsängerin und prominente Trump-Gegnerin, gibt es hier etliche. Nicht nur für sie erklingen nun als instrumentale Version Hits aus dem Album „1989“. Der junge Schlagzeuger verleiht den Melodien in bemerkenswerter Weise einen rhythmischen Unterbau.
Einzug der kleinen Formation Violontissimo, der Streicherformation unter der Leitung von Diana Poppei: Schöne Melodien hört man nun, zuerst eine zartbesaitete Pippi Langstrumpf, die gern ein bisschen frecher klingen dürfte. „Dino Dances“ gelingen recht eindrücklich, der Schluss hat Witz: Im vorletzten Ton stolpert der gewichtige, am Kontrabass ausdrucksvoll gestützte Dino, im letzten folgt ein kleiner Schrei – fein und schrill auf der Geige intoniert. In einer irischen Volksweise kommen mit dem zur Unterstützung herangezogenen Perkussionisten Cajon und Djembe zur Geltung, damit macht das Ensemble, das gewissermaßen die Eintrittspforte für das Jugendsinfonieorchester, kurz JSO, bildet, für das es die Bühne freimacht. Nun darf die Wassermusik von Georg Friedrich Händel kristallklar erstrahlen, beim „Minuet“ sind die Streicher von Violontissimo noch mit dabei. Die Freude, die Lebendigkeit der Musik teilt sich mit, bringt noch ein wenig mehr Glanz ins Konzert.
„Alla Hornpipe“ setzt den mitreißenden Schlusspunkt, bevor das Wellen und Wogen der Moldau vom Ursprung bis zur Mündung musikalisch begleitet wird. Hier erklingt die sinfonische Dichtung von Bedřic Smetana in ungekürzter Fassung, das wird dankbar vermerkt, neigt doch zeitgenössisches Konzertgebaren gern zur Zerstückelung von Werken. So lässt man sich mitnehmen im Fluss der Töne, der dem Fluss des Lebens nachempfunden ist. Anschwellend, mitunter das Geschehen am Ufer – Bauernhochzeit, Nymphenreigen, Waldjagd – aufgreifend, sich triumphal ins Große und Ganze auflösend, in der Ferne entschwindend, wie Smetana selbst sagte, der hier weniger den geografischen Flussverlauf im Sinn hatte. Bei dieser Musik kommt man ins Träumen und Sinnieren. Wenn dies einer Aufführung gelingt, so darf man sie als überaus gelungen betrachten – was der anhaltende Applaus dann auch bestätigt. Traditionell schließt das Jahreskonzert mit einem Abschiedsstück, so erklingen in diesem Jahr „Irische Segenswünsche“ von Christopher Tambling als stilvolle Wegbegleiter.
Man nimmt den Eindruck mit, dass sich der musikalische Nachwuchs mit ungebrochener Begeisterung und Eifer dem klassischen Repertoire widmet – in der Vielfalt der Jugendensembles, die in dieser Stadt beheimatet sind, erlebte man den klangvollen Beweis.
Gäubote, 13. Mai 2025
Gabriele Pfaus-Schiller