Pressestimmen
Mit einigen Schmakerln
Herrenberg: Musikschüler geben sich humoresk
Mit einigen Schmakerln
Fünf Klaviertanten (um die 1955 geborene Elisabeth Haas) sollen die Urheberinnen und Namensgeberinnen des "Fünf Tanten Boogies" sein, mit dem Lukas Bettermann und Lukas Merk aus den Klavierklassen von Janice Meier und Harald Streicher die Zuhörer im voll besetzten Studio der Musikschule vierhändig auf ein ausgesprochen fideles Konzert einstimmen, steht es in diesem Jahr doch unter dem Motto Humoresques. Und ist auch keine eigentliche Humoresque für das Programm vorgesehen, haben die Lehrer und Schüler des Fachbereichs Tasteninstrumente und Gesang bei der Auswahl der Stücke doch sichtlich ihr besonderes Augenmerk auf den unterhaltenden Aspekt gelegt.
Eine kleine beschwingte Bourrée von Johann Joseph Graupner für Klavier solo spielt Kim Jenny Ho aus der Klasse Nicola Hollenbach, bevor sie die Reise nach Lummerland in dem Lied von Hermann Amann im Klavier-Arrangement von Uwe Bye antritt. Zwei Schüler der Klasse Valentina Schrull (Noa Küfner und Friedrich Rödel) musizieren zunächst zu vier Händen Anik Drabovs "Dino spielt Schlagzeug", um den "Tanz mit den goldenen Schuhen" dann an zwei Klavieren zu bestreiten. Julian Kieslinger lädt jahreszeitgemäß mit "Autumn leaves" von Joseph Kosma zum Träumen ein und peppt das ursprünglich französische Chanson durch einige jazzige Elemente auf.
Geradezu ein Paradebeispiel für Humor in der Musik haben Ann-Kathrin Bahlinger und Larissa Koch de Souza aus der Gesangsklasse Ryoko Yoshihara vorbereitet, die mit aufgesetzten Katzenohren und viel Einfühlungsvermögen in die Psyche zweier konkurrierender Katzen, begleitet von Harald Streicher am Flügel, das "Katzenduett" von Gioacchino Antonio Rossini singen.
Dmitri Kabalewskis Klavierstücke bergen auch ohne eigentlich humoristischen Hintergrund viel Sarkasmus und manch amüsante Ecke und Kante, womit sich die von Aaron Straube-Kögler (Klasse Harald Streicher) ausgewählten Stücke "Tanz" und "Sonatine" gut ins Programm einfügen. Bevor Janice Meier ihre Schüler Lukas Bettermann und Caspar Zimmermann für den "Finger bustin Boogie" von Pamela Wedgood an den Flügel schickt, zeigt sie sich mit einem Verbandskasten für alle Eventualitäten bestens gerüstet und trägt dem humorigen Inhalt des Konzerts sowie dem allgemeinen Tag des Huts mit einem paillettenverzierten Zylinder für ihre Conférence Rechnung. Zwei Stimmungsbilder "The lake" und "The hunt" aus "Five Pictures" des 1978 geborenen Komponisten Bernd Glück zeichnen die beiden Akkordeonistinnen Catharina Bartsch und Linda Rehnert aus der Klasse Waltraud Epple-Holom, und das "Vivace" aus der Sonatine op. 55, Nr. 2 von Friedrich Kuhlau spielt Emilia Fussi aus der Klasse Valentina Schrull auswendig und flüssig. Ein besonderes Schmankerl hat Janice Meier sich ausgedacht und lässt den ersten Satz der Sonatine in C-Dur von Muzio Clementi zunächst von ihrer Schülerin Louise Galluhn im Original vortragen, bevor sie selbst zur Fassung von Erik Satie im Playback den sehr satirisch anmutenden zugehörigen Text liest, der allzu tiefe Einblicke in das Seelenleben eines Pariser Beamten zur Zeit der vorletzten Jahrhundertwende gewährt.
Fachbereichsleiter Harald Streicher erläutert den ungewöhnlichen Lebensweg des italienischen Komponisten Ludovico Einaudi, der sich vom Avantgardisten zum vielgeliebten Vertreter einer neuen sanften Musikwelle entwickelte. Auf Scott Joplins Spuren, dem wohl bekanntesten Komponisten von Ragtimes, wandelt Louise Galluhn mit dem beliebten "Maple Leaf Rag", bevor das Ensemble "Tango & more" mit einer Suite neuerer Prägung des Namens "Moeck baroque", wohl in Anlehnung an eine sehr bekannte Herstellerfirma von Blockflöten, unter der Leitung von Waltraud Epple-Holom und Mitwirkung von Stefanie Bühler, Katinka Kripp, Rosalie Kripp, Enrico Ferrari, Meike Bartholomä, Linda Rehnert und Josias Rudolph das Fachbereichskonzert der Tasteninstrumente und Gesang im Studio der Musikschule mit den drei Sätzen "Tango Baroquita", "Baroque Shoe Shuffle" und "Baroque and Roll" beschließt.
Nicola Hollenbach, Gäubote 28. November 2016