Pressestimmen
Mühsal des Übens vergessen
Die Musikschule wird eine Woche lang zur Werkstatt des Musizierens und Ausprobierens

„Blumentopf-Trommel“, „Boomwhacker“, „Abenteuer Mozart“ – in der Projektwoche der Musikschule war alles anders als sonst, selbst die Titel der insgesamt 130 äußerst vielseitigen Angebote klangen spannend und geheimnisvoll. Einmal den Schulalltag vergessen und die Mühsal des Übens, die eben auch zum Erlernen eines Musikinstruments gehört, stattdessen Spaß haben – dass dieser Anspruch erfüllt wurde, zeigt der überaus rege Zuspruch bei Jung und Alt: Die Chance, über den eigenen Tellerrand zu schauen, sich an Unbekanntes, ein anderes Instrument vielleicht, zu trauen, eine andere Art des miteinander Übens und Musizierens kennenzulernen, wurde begeistert genutzt. Im Empfang ist ein üppiges Büfett aufgebaut, die Pädagogen der Musikschule wechseln sich hier ab, es gibt Kaffee, Kuchen und lebhafte Gespräche, Neuankömmlinge werden fröhlich empfangen.
Aus dem Studio sind Orchesterklänge zu vernehmen, drinnen lüftet sich das Geheimnis: Hier wird flotte Klezmer-Musik gespielt. Zehn Musiker, Klarinetten, Streicher, Klavier, intonieren „Mazel Tov“, Diana Poppei dirigiert das Ganze vom Kontrabass aus. Das klingt gekonnt und weckt Begehrlichkeiten. Könnte die Formation nicht auch bei einem Gedenkabend zum 80-jährigen Kriegsende auftreten, fragt eine Besucherin. Es macht hörbar Spaß, zumal Wolfgang Peter, hier Mitspieler, sonst Pädagoge für Klarinette, vor dem nächsten Stück mahnt „Nicht zu viel üben, das nutzt ab!“ Ersonnen und geplant hat das Ganze Ulrike Goldau mit dem Kollegium. „Routine ist gut – Abweichung tut auch mal gut“, findet die Musikschulleiterin. Toll sei auch, dass man beim Miteinander musizieren erleben kann, wo es hingehen könnte, wenn langjährige Schüler auf höherem Niveau spielen – man müsse ja nicht gleich so gut spielen wie sie.
Drunten im Keller vernimmt man hinter der Doppeltür derweil rhythmische Schläge – denn drinnen hat Uwe Kühner, Lehrer für Schlagzeug, sechs Jungs an die Schlaginstrumente verteilt. „Wenn ihr Schlaginstrumente braucht, dann geht in den Garten, zwei Hölzer suchen, oder in den Wald“ empfiehlt er, „und jetzt kriegt ihr eine Aufgabe: Wir üben ’Pa ra di del’.“ Die Figur erweist sich als nicht so einfach, rechts laut, links leise, abwechselnd einer und zwei Schläge… die Arme sind ja gewohnt, sich gleich zu bewegen. Die Mühe lohnt sich, wie man bald hören kann.
Waltraud Epple-Holom hat 43 Eleven um sich geschart: Ihre Gespenstergeschichte „Schloss Schlotterfels“ regt nicht nur zum Zuhören an, sondern auch zum Mitmachen. Unterdessen hat Thomas Rose, Gitarrenpädagoge, Unterschiedliches im Angebot: 30 Teilnehmer, berichtet er stolz, haben den Kurs „iPad-Recording“ besucht, um selbst einen Song mit dem iPad zu produzieren. Auch die „World Music für Erwachsene“ fand regen Zuspruch: Neue und bewährte Freizeitmusiker wurden an die bunt gemischten Instrumente verteilt, Cello, Klavier, Akkordeon, Querflöte, Gitarre, und „das klang richtig gelungen, sehr mächtig!“, freut er sich.
Zur „Piratenkönigin“ hat Astrid Andersson eingeladen, es wird mit allen Instrumenten musiziert, über 40 „Piraten“ haben sich zum Mitmachen eingefunden, allerlei Rätsel sind zu lösen, das Repertoire stammt aus der Renaissance. Die Musik dieser Epoche ist der Favorit der Lehrerin für Blockflöte, darum hat sie auch Unterricht im Renaissancetanz angeboten, der am Abend Leben ins Musikschulstudio brachte. „Es bedarf weit mehr Vorbereitung“ hat Matteus Dela Fonte festgestellt. Er hat zwei Gruppen in die Liedbegleitung eingeführt, die Jüngeren mit Kinderliedern, die Größeren mit Popsongs.
Zum „Familien-Ensemble“ von Stefanie Glaubitz haben sich einige Familien eingefunden, um eine musikalische Weise des familiären Miteinanders zu erleben. Überhaupt kennt die Vielseitigkeit der Projekte keine Grenzen: Eine Band, die moderne Popmusik einübt, wurde für einen Tag gegründet, etliche Theoriekurse gab es, zum Beispiel für Jazz, „active Listening“, auch das Zuhören will gelernt sein, wie atmet man richtig. Und es kann nicht schaden, Notenlesen zu lernen. Die Musikschule als Werkstatt des Möglichen mit Instrument und Stimme, eine tolle Idee.
Gäubote, 24.03.2025
Gabriele Pfaus-Schiller