Pressestimmen

Mythen, Märchen und Musik

Im Vordergrund spielt ein junge Musikschülerin Posaune. Am Flügel im Hintergrund sitzt eine andere Schülerin, die begleitet.
Themenkonzert im Studio der Musikschule: Zina Wessels Perelo (Posaune) und Frida Wessels Perelo (Klavier) GB-Foto: Holom

Wenn Mythen auf Märchen treffen ist fantastische Stimmung garantiert, wenn dann auch noch eine musikalische Umrahmung dazukommt, kann diese Symbiose nur in einen Erfolg münden. Kein Wunder also, dass das Publikum vom Themenkonzert in der Herrenberger Musikschule begeistert war.

Zunächst einmal waren es Klänge aus einer vergangenen Zeit, die das Publikum in den Themenabend geleiteten, das Mittelalter schien im Studio der Musikschule eine Renaissance zu feiern, schließlich spielte das Ensemble Kunterbunt unter der Leitung von Waltraud Holom-Epple „Knight and the Maiden“ an. Die mittelalterliche Thematik zog sich noch weiter, waren die mächtigen und geheimnisvollen Drachen und Lindwürmer doch jener Stoff, aus dem Legenden und Mythen einst geboren wurden. „Mit dem „Großen grünen Drachen“ tappte sogleich ein solches Exemplar gar persönlich ins Studio ein, begleitet vom zarten Gesang von Sahana Vignesh und Thabea Gerke sowie Schülern der Klassen von Astrid Andersson und Sabine Blasberg.

Von längst vergangenen Zeiten ging es zurück in die nähere Gegenwart, mit einer Kinderbuchfigur, die niemals erwachsen werden wollte und just vor wenigen Tagen ihren offiziellen 80. Geburtstag feierte. „Hey, Pippi Langstrumpf“, eine der wohl bekanntesten Serienmelodien weltweit, wurde durch das dreiköpfige Ensemble Tutti Flutti unter der Leitung von Stefanie Glaubitz vorgetragen. Zusammen mit dem Klavier stimmten die jungen Querflötistinnen die unverkennbare Weise gekonnt an. Mit „Kann mich irgendjemand hör’n“ wurde es gleich auf zweierlei Weise zauberhaft, begeisterte doch Sahan Vignisch aus der Klasse Ryoko Yoshiharas mit ihrer jungen, doch schon gut ausgereiften Stimme und dem gekonnt nuancierten Gesang das Pu-blikum zu einem Stück aus der beliebten „Schule der magischen Tiere“.

Dechen Xu, Gitarrenschüler von Mateus Dela Fonte, widmete sich ebenfalls dem märchenhaften Genre und entführte dabei ins ferne China. Sind die Märchen Chinas hierzulande eher unbekanntes Gut, dürften bei dem Namen Aladdin die meisten aufhorchen und an wunscherfüllende Flaschengeister und fliegende Teppiche denken. Mit „A whole new World“ spielten Cosima Seitz und Lina Primulla aus der Klasse von Stefanie Glaubitz mit ihren Querflöten die berühmte Liebesballade von Aladdin und seiner Jasmin. Nicht minder bekannt als das orientalische Märchen und ebenso fabelhaft kommt der berühmte „Karneval der Tiere des französischen Musikwunders Camille Saint-Saëns daher. Dabei war es dem mächtigen Elefanten vorbehalten, klanglich in das Studio der Musikschule einzutreten. Statt dem hier eigentlich vorgesehenen Kontrabass griff Zina Wessel Perelo, Schülerin von Miriam Raspe, zur Posaune.

Station machte die Reise durch Mythen und Märchen schließlich auch in Paris, genauer gesagt in der Opéra Garnier, die das sagenumwobene Phantom beherbergen sollte. Lucia Bartl, Schülerin von Cordelia Hanus, schlüpfte in die Rolle der Christine und sang überzeugend „Wishing you were somehow here again“. Eine Bühne bekamen im Rahmen des Themenkonzertes auch die Jüngsten, Mateo Janecki, der durch Hikari Sohma unterrichtet wird, gab „Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann“ sowie „Ein Männlein steht im Walde“ zum Besten, Charlotte Schmermund spielte gemeinsam mit ihrer Lehrerin Valentina Schrull „Hänsel und Gretel“ und „Der Kuckuck und der Esel“ am Klavier. Mal laut und unverkennbar, dann wieder leise und geheimnisvoll kam indes das Percussion-Ensemble unter der Leitung Johannes Reischmanns daher. „Batucada“ bestach dabei vor allem durch das Wechselspiel lauter Klänge und sanfter Pausen, in denen die Töne nachhallen konnten, wohingegen „A Raindrop Lullaby“ ganz bewusst sanft und leise gehalten wurde und somit in großem Kontrast zu der vorherigen Darbietung stand.

Mit dem Abendsegen aus „Hänsel und Gretel“ sowie der Barcarole aus „Hoffmanns Erzählungen“ gehörte die Bühne dem Operngenre, das Louisa Schöffler und Sophia Diongus (Klasse Cordelia Hanus) gekonnt mit ihren wunderbar harmonierenden Stimmen darboten. Die Märchen aus dem fernen Amazonasgebiet ließ Thomas Roses Schüler John Endler mit dem „Prelude Nr. 3“ aufleben, während Sophia Lang aus der Klasse Atsuko Pfundsteins „Rondeau“ und „Air“ aus der Feder des spätbarocken Komponisten Henry Purcell auf die Bühne brachte.

Mythos oder doch tollkühners Seemannsgarn? Ganz eindeutig scheint dies beim „Fluch der Karibik“ bis heute noch nicht geklärt, fest steht jedoch, dass Hans Zimmers musikalische Umrahmung des Films Kultstatus erreicht hat. Schwungvoll spielten Johanna Arnold und ihre Lehrerin Christina Dreier „He’s a Pirate“ an der Violine, begleitet durch Harald Streicher am Klavier. Eine überzeugende Leistung lieferte auch Enes Mustucu ab, der unter Lukas Saalfrank das Spiel am Flügel erlernt. „Icarus“ aus der Feder des erst 1996 geborenen Komponisten Tony Ann erzählte dabei in einer wunderbar eingängigen Melodie vom Leben und Wirken der griechischen Sagengestalten Ikarus und Dädalus. Wunderbar miteinander harmonierten auch die beiden Klarinetten von Franziska Vogtmann und Emily Münzberg, die das Spiel ihrer Instrumente unter Wolfgang Peter erlernen. „Unterm Märchenbaum“ war thematisch passend ihre Darbietung übertitelt worden.

In die moderne Märchenwelt entführte schließlich Moritz Oster, der mit der E-Gitarre eine rockige Version des „Star Wars Theme“ anbrachte. Den Abend beschloss schließlich Louisa Schöffler, diesmal hatte sie jedoch ihre Querflöte ausgepackt, deren Spiel sie unter Stefanie Glaubitz erlernt. Mit dem geheimnisvollen Werk „Nocturne“ spielte sie die letzten Töne des bereits dritten Themenkonzertes an, ein Format, das beim Publikum auch heuer wieder für Begeisterung sorgte.

Gäubote, 30.05.2025
Christiane Hornung

 

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