Pressestimmen
OB appelliert an Eigenverantwortung
OB appelliert an Eigenverantwortung
Herrenberg – Herrenbergs Oberbürgermeister Thomas Sprißler bezeichnete die Situation gestern als „sehr, sehr kritisch.“ Der Rathaus-Chef hofft in diesem Zusammenhang, dass jedem „der Ernst der Situation sehr bewusst ist“. Jeder müsse seinen Teil dazu beitragen, dass sich das Virus nicht weiter ausbreiten könne – und damit Einschränkungen in Kauf nehmen, sowohl im öffentlichen Raum als auch im privaten Bereich. Im Rathaus tagte gestern erneut der Corona-Krisenstab und traf weitere Entscheidungen. Dabei orientiert sich die Stadt am Land: Demnach dürfen Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen in geschlossenen Räumen nicht mehr stattfinden. Für kleinere Veranstaltungen werde jeweils einzeln entschieden. Kriterien seien etwa die Raumgröße, die Belüftung und die zu erwartenden Besucherzahlen. Zudem wurden weitere Veranstaltungen abgesagt (siehe Seite 17).
Die Musikschule und die Volkshochschule stellen ihren Betrieb ab Dienstag, 17. März, bis zum Ende der Osterferien ein. Stadtbibliothek und Hallenbad bleiben dagegen geöffnet. Auch Jubilarbesuche der Stadt bei runden Geburtstagen finden vorerst nicht mehr statt.
Sprißler ist es wichtig, die „kritische Infrastruktur“ aufrechtzuerhalten. Deswegen bilde man unterschiedliche Teams, die separat voneinander arbeiten sollen. So soll gewährleistet werden, dass bei einer möglichen Infektion eines Mitarbeiters der Betrieb weiterlaufen könne. Auch verzichten die Stadtwerke dieses Jahr auf den Wechsel der Gas- und Wasserzähler und Fahrgastzählung bei Busfahrten.
Auswirkungen hat die aktuelle Situation auch auf Beerdigungsfeiern in Aussegnungshallen. Dort nehmen oft Personen aus Risikogruppen teil. Ab sofort dürfen deshalb nur noch maximal 50 Stühle mit entsprechendem Abstand voneinander aufgestellt werden. Die weiteren Teilnehmer sollten sich im Freien, möglichst mit Abstand, aufhalten.
Sprißler appelliert in diesem Zusammenhang an die Eigenverantwortung der Bürger. „Jeder kann mit seinem persönlichen Verhalten durch Einschränkung der Kontakte im Alltag dazu beitragen, dass die Ausbreitung des Virus sich verlangsamt.“ Die Bürger werden zudem gebeten, sich nur dann ins Rathaus oder zu anderen Verwaltungsstellen zu begeben, wenn es wirklich dringend notwendig ist.
Nicht absagen wollte der Corona-Krisenstab Sitzungen des Gemeinderats, seiner Ausschüsse und der Ortschaftsräte. „Es kann ja nicht alles zum Erliegen kommen“, betont Sprißler. Allerdings werde man auch hier entsprechende Sicherheitsabstände einhalten.
Angesichts der zum Teil unterschiedlichen Handlungsweisen würde es Sprißler begrüßen, wenn es im Landkreis Böblingen – ähnlich wie im Nachbarkreis Calw – eine freiwillige Übereinkunft aller Kommunen zum Umgang mit Corona geben würde. Am Montag soll dazu im Landratsamt ein Versuch unternommen werden.
Gärtringen – Auch die Gemeinde Gärtringen macht Ernst in Sachen Corona: Vom kommenden Dienstag, 17. März, bis voraussichtlich 19. April bleiben alle kommunalen Einrichtungen geschlossen – Schulen, Kindertagesstätten, Bücherei und die Volkshochschule. „Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, das Maß an persönlichen und sozialen Kontakten auf ein Mindestmaß zu reduzieren, um der Infektionsgefahr zu begegnen“, sagte Bürgermeister Thomas Riesch. Die Gemeinde orientiere sich damit an der Empfehlung der Bundesregierung, auf alle nicht zwingend notwendigen Kontakte zu verzichten, ergänzte der Bürgermeister, denn die Gesundheit der Kinder, Eltern, Erzieherinnen und auch der Verwaltungsmitarbeiter gelte es nun möglichst gut zu schützen. Die Beschäftigten der Gemeindeverwaltung im Gärtringer Rathaus, in der Volksbank-Filiale und im Rohrauer Rathaus verbleiben im Dienst und sind zu den Bürozeiten telefonisch erreichbar. In Notfällen kann man auch persönliche Termine per Mail oder Telefon vereinbaren.
Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen sind ab sofort in Gärtringen und Rohrau verboten. Wenn weniger als 100 Personen zu erwarten sind, handelt es sich um eine „Empfehlung und Bitte“, darauf zu verzichten, erklärt der Bürgermeister. Außerdem empfiehlt die Gemeindeverwaltung den Vereinen, den Übungs- und Probenbetrieb einzustellen.
Ausgenommen von den Einschränkungen sind die Sitzungen des Gemeinderats, des Technischen Ausschusses, des Verwaltungsausschusses und des Ortschaftsrats. Bis Ostern sind noch insgesamt vier Zusammenkünfte vorgesehen, beginnend am Dienstag mit einer (nicht öffentlichen) Sitzung des Verwaltungsausschusses. Aber auch die anderen drei öffentlichen Sitzungen sollen stattfinden. „Wir müssen handlungsfähig bleiben“, begründet Thomas Riesch diese Vorgehensweise; von Eilentscheidungen kraft seines Amtes wolle er vorerst absehen, ergänzt der Rathaus-Chef und verweist darauf, dass sich zu solchen Sitzungen in der Regel nur bis zu 30 Personen in der Aula der Uhland-Schule versammeln (22 Gemeinderäte plus Verwaltungsmitarbeiter plus die überschaubare Anzahl der sonstigen Besucher). Die wichtigste dieser vier Zusammenkünfte ist die Gemeinderats-sitzung am 31. März. Das Gremium entscheidet an diesem Tag über die Beckenkopf-Sanierung im Freibad und über die Frage, an welchem Standort das neue Kinderhaus gebaut werden soll.
Wer aus gesundheitlichen Gründen ein Problem hat, sich mit Grundnahrungsmitteln und lebenswichtigen Medikamenten zu versorgen, darf sich nach Angaben der Gemeindeverwaltung an Ursula Raaf unter der Nummer (0 70 34) 9 23-1 07 wenden.
Landratsamt – Das Landratsamt Böblingen schottet sich ebenfalls ab: Die Behörde bleibt ab Montag, 16. März, bis auf weiteres für jeden unangemeldeten Publikumsverkehr geschlossen. Sämtliche Kundenkontakte seien nur nach vorheriger Terminvereinbarung möglich, wie das Landratsamt mitteilt. Auf www.landkreis-boeblingen.de werden dazu Informationen eingestellt. Dies betrifft auch sämtliche Außenstellen der Landkreisverwaltung. Mit dieser Einschränkung will der Landkreis die Verbreitung des Coronavirus eindämmen und sowohl Kunden als auch Mitarbeiter vor Ansteckung schützen. Nur so könne gewährleistet werden, dass die Behörde und insbesondere kritische Bereiche auch weiter handlungsfähig bleiben.
Gäubote, 14.03.2020