Pressestimmen

Sentimentale Reise durch die Welt der Folkmusik

Mit einer Chapeloise – einem traditionellen französischen Tanz – eröffnet das zehnköpfige Ensemble das Konzert. GB-Foto: Schmidt

Gute Stimmung und viel Applaus beim 20-Jahrs-Konzert von Folk’n Friends gibt es in der Musikschule.

Ein breites Spektrum an Stilen und Stimmungen in einem Konzert vereint – das erlebten die zahlreichen Zuhörer beim Jubiläumskonzert des Musikschul-Ensembles „Folk’n Friends“ im Studio der Musikschule. Seit 20 Jahren spielen in dieser Formation musikbegeisterte Freunde von Folk- und Weltmusik unter der ebenso kundigen wie motivierenden Anleitung von Musikschullehrer Thomas Rose zusammen. Ein Drittel von ihnen ist von Anfang an dabei, alle eint der Spaß am Musizieren und die Freude, ihr vielfältiges Repertoire von Musikstücken aus aller Welt mit ihrem Publikum zu teilen. Mit einem bunten Strauß aus alten und neueren Liedern und Musikstücken aus Frankreich, Italien, Spanien, den USA und Lateinamerika luden sie am Sonntagabend zu einer „Sentimental Journey“ – einer beschwingten musikalischen Reise um die Welt.

Mit einer munteren Chapeloise – einem traditionellen französischen Tanz, der sich auch in der neueren Bal Folk Bewegung großer Beliebtheit erfreut – eröffnete das zehnköpfige, mit zwei Geigen, zwei Gitarren, einem Kontrabass, zwei Perkussionistinnen, zwei Block- und einer Querflöte sowie einer Sängerin besetzte Ensemble den Abend und holte damit die Zuhörer aus ihrem Alltag ab. Es folgte Georges Brassens’ bewegende Hymne „Chanson pour l’Auvergnat“, die er 1954 für die Menschen der Auvergne schrieb, die ihn in der Zeit der Résistance aufgenommen und unterstützt hatten. Jazzig-cool und lebhaft brachten Folk’n Friends mit „Maramao perche sei morto?“ neue Töne ins Spiel. Der – scheinbar harmlose, potenziell hintergründige – Abgesang auf einen beliebten Kater, der von den Katzen der Nachbarschaft schwer vermisst wird, unterlag im Italien der 1940er Jahre der Zensur, da das von Mario Consiglio komponierte Lied etwa zeitgleich mit dem Tod von Mussolinis Schwiegervater herauskam.

Das Herrenberger Publikum durfte das gewitzte Musikstück indes nicht nur hören, sondern mit Schnipsen und Miauen seinen Teil zum Klangbild beitragen. Mit Paco de Lucias berühmtem Gitarrenstück „Entre dos Aguas“ ging es weiter nach Spanien. Das traditionelle bretonische Seemannslied „Tri Martolod“ und der rhythmisch sehr lebhaften bretonische Tanz „Suite de Loudeac“ entführten die Zuhörer in eine andere Zeit und das glanzvoll dargebotene Klezmerstück „Masel tov“ brachte die ganze Gefühlswelt und ansteckende Lebensfreude einer Hochzeitsfeier im jiddischen Schtettl in die Musikschule. Darauf folgten wieder ein stilistischer Schnitt und ein Sprung über den großen Teich. Zum Auftakt des bewegend vertonten peruanischen Klassikers „El Condor Pasa“ rauschten die Schwingen des majestätischen Kondors über die Köpfe der Zuschauer hinweg, hörbar gemacht durch eine kunstvoll gehandhabte „Ocean Drum“. Leicht, locker und eingängig bereitete der verliebte Pinguin, „Il Pinguino innamorato“, ein besonderes Hörvergnügen und zeigte zugleich eine weitere Facette des umfangreichen Repertoires von Folk’n Friends.

Mehr als 110 Stücke hat Thomas Rose im Lauf der Jahre für das Ensemble arrangiert – und dabei stets darauf geachtet, dass jeder Musiker in jedem Stück mit beteiligt ist. Eine umfangreiche Aufgabe, für die er viel Lob und Anerkennung erntete. „Er hat die Philosophie der Musikschule ’Musik für alle, Musik ein Leben lang’ in sich aufgenommen und umgesetzt. Vor 20 Jahren gab es für Erwachsene noch kaum Angebote. Mit Folk’n Friends hat Thomas Rose da einen Volltreffer gelandet! Es ist ein Glück, dass es dieses Ensemble an unserer Musikschule gibt“, lobte Musikschulleiterin Ulrike Goldau, als sie den Musikern zum 20-jährigen Bestehen gratulierte.

Mit Sanseverinos groovigem „Mal o Main“ und dem Evergreen „Sentimental Journey“, dem passenden Motto des Abends endete das offizielle Programm, doch wollte das Publikum die Musiker damit noch nicht gehen lassen. Erst nach der „Tourdion“ einem lebhaften französischen Tanz, wurden die Sektflaschen geöffnet und auf die vergangenen 20 Jahre und die Zukunft angestoßen.

Gäubote, 16.10.2024
Jutta Krause

 

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