Pressestimmen

Viel Applaus und ein angekündigter Abschied

Von Tänzen und Filmmusik über Kostproben aus Musical und Oper bis hin zu klassischen Musikstücken reichte das bunte Programm in der Stadthalle. GB-Foto: Schmidt

Kontrastreich, vielseitig und wohlklingend: So ließe sich das genreübergreifende Konzert beschreiben, zu dem das Jugendsinfonieorchester der Stadt Herrenberg (JSO) am Sonntagabend in die Stadthalle lud. Von Tänzen und Filmmusik über Kostproben aus Musical und Oper bis hin zu klassischen Musikstücken reichte das bunte Programm. Gleich zu Beginn ergriff Musikschulleiterin Ulrike Goldau die Gelegenheit, den anstehenden Dirigentenwechsel im JSO bekanntzugeben. Nach nur vier Jahren verlässt Hrayr Atshemyan das Orchester und gibt den Dirigierstab weiter an Miriam Raspe, die auch die Jugendgruppe der Stadtkapelle leitet. „Der offizielle Abschied wird zwar erst beim Musikschultag stattfinden, aber heute steht er zum letzten Mal hier in der Stadthalle auf dem Dirigentenpodest“, erklärte die Musikschulleiterin und äußerte sich erfreut, mit Posaunenlehrerin Miriam Raspe eine würdige Nachfolgerin gefunden zu haben.

Für das traditionelle Jahreskonzert hatte das JSO sich drei weitere Ensembles als Verstärkung mit ins Boot geholt. Von den Jüngsten bis zu den Ältesten und Erfahrensten machten alle ihre Sache sehr gut und bescherten ihren Zuhörern ein durchaus lohnendes und abwechslungsreiches Klangerlebnis. Den Anfang machten die jüngsten Nachwuchsmusiker: Unter der Leitung von Diana Poppei und Johannes Reischmann zeigten das Streicherensemble Violontissimo und das Percusssion-Ensemble dem Publikum gemeinsam, wie viel sie bereits gelernt haben und wie gut das Zusammenspiel klappt.

Die beiden lebhaften, rhythmusbetonten Stücke „The Tell-Tale Heart“ – Michael Storys musikalisches Pendant zu der gleichnamigen Geschichte von Edgar Allen Poe – und „Zydeco Two Step“ von Doug Spata ließen Stimmung aufkommen und gaben den perfekten Einstieg in das Konzert. Abenteuerlich ging es weiter mit dem Beitrag der Jugendgruppe der Stadtkapelle unter Leitung von Miriam Raspe. „Alle unsere Stücke haben etwas mit Abenteuer zu tun“, betonte sie. Dabei hatte jedes eine andere Nuance. Getragen und gewichtig kam das musikalische Seemannsgarn „A Sailors’s Adventure“ von Kees Vlak daher, geheimnisvoll und vertraut wandelte John Williams’ „Themes from Harry Potter“ durch die Gehörgänge. Mit dem gewissen Rhythmus verbreitete der „Mambo No 5“ von Pérez Prado Partystimmung, während der schaurig-gruselige „Monster-Rock“ von Tom Molter durch Mark und Bein ging.

Nach einer kurzen Umbaupause konnten sich die Nerven der Zuhörer wieder beruhigen: Das Ensemble Wood-Craft, dirigiert von Wolfgang Peter, bescherte ihnen eine zarte und feine Darbietung des Stücks „Non piu andrai“ aus Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“. Sehr cool – komplett mit Fingerschnipsen – ließen sie die Titelmelodie des „Pink Panther“ durch den Saal schweben und verbreiteten mit zwei Stücken aus dem Musical „My Fair Lady“ nostalgisch gute Laune. Für ihre sehr gelungen Darbietung erhielten sie zu Recht viel Applaus. Als letztes Ensemble betrat das Jugendsinfonieorchester mit Hrayr Atshemyan die Bühne und gab drei ausdrucksvolle Musikstücke zu Gehör. Energiegeladen, fröhlich und brillant, mit wundervoll vollem sinfonischen Klang ertönte zunächst das Allegro spirituoso aus Mozarts Linzer Sinfonie. Abwechselnd leise und zart, dann wieder laut, fast martialisch, mit poetischen Melodien und dramatischen Crescendi gelang mit Peter Tschaikowskys Ouvertüre aus „Romeo und Julia“ ein besonders interessantes Hörerlebnis. Anstatt die Geschichte des tragischen Liebespaars zu erzählen, verwebt das Stück, das oft als Tschaikowskys erstes Meisterwerk bezeichnet wird, musikalisch dessen Themen. Die verbotene Liebe der Protagonisten, die Feindschaft zwischen ihren jeweiligen Familien – all dies spiegelt die Musik und dem JSO gelang es, diese Facetten erlebbar zu machen.

Glanz- und Höhepunkt des Konzerts war indes zweifellos das darauf folgende Stück, das so viel Spannung bot wie seine literarische und cineastische Vorlage: Die musikalisch anspruchsvollen Auszüge aus Howard Shores Filmmusik zu Peter Jacksons hochgelobter Verfilmung von J.R.R. Tolkiens Klassiker „Der Herr der Ringe“ spielte das Orchester ebenfalls bravourös. Dabei zeigte sich die hohe Qualität des Orchesters ebenso wie die seines Dirigenten. Der zeitgenössische kanadische Komponist hat für die Trilogie des Regisseurs Peter Jackson mehr als 13 Stunden Filmmusik verfasst und veröffentlicht, für die er zahlreiche Auszeichnungen erhielt. Das Jugendsinfonieorchester brachte eine Auswahl aus dem ersten Teil der Trilogie „Fellowship of the Ring“ zu Gehör. Eine beeindruckende Leistung, die das Publikum mit sehr viel Applaus belohnte. Für die von Miriam Raspe dirigierte Zugabe mischten sich rote T-Shirts in das Schwarz des JSO: Gemeinsam mit der Jugendgruppe der Stadtkapelle beendete das JSO das Konzert mit dem Song „Viva La Vida“ von Coldplay.

Gäubote, 23.05.2023
Jutta Krause

 

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