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Vielfalt der Instrumente und Gruppen ist famos

Vielfalt der Instrumente und Gruppen ist famos

Auch der Streicherspielkreis gab sein Können zum Besten GB-Foto: Vecsey

Instrumentenkoffer und Notenständer werden durch die Gassen getragen, von überallher tönt Musik und Rhythmus, Klang und Gespräche werden zur lebensfrohen Mixtur, unterbrochen immer wieder vom Ernst der Stille, die dem Einsatz vorausgeht. Zum 20. Mal, vom Anbeginn der Sommerfarben also, ist die Musikschule mit dabei, erfährt man bei der Begrüßung durch Musikschulleiterin Ulrike Goldau. „Alles, was in der Bismarckstraße nicht angeklebt ist, haben wir in der Stadt aufgebaut“, erzählt sie, „es ist toll, schon beim Aufbau habe ich überall die Aufregung der Musikschüler gespürt.“ Wenn der große Auftritt kommt, steigt die Erregung gerade bei den Kleinen ins Unermessliche, da wird gezappelt, geschwatzt – und mit der Musik tritt alles in den Hintergrund, zählt nur die Konzentration, ist schon das Zuschauen beglückend.

„Das ist toll, wenn man hier durchspaziert und überall ist Musik“, schwärmt eine Besucherin. Wo aber soll der musikalische Rundgang beginnen? Pünktlich um 10 Uhr treten im Bronntor die Ministrings mit ihren Halb- und Viertel-Geigen an, ein schüchternes, freches und mutiges Lamm wird jeweils in Töne gefasst, der Streicherspielkreis gesellt sich hinzu, die Moldau plätschert durchs Bronntor. „Die haben wirklich ganz toll gespielt“ – Lob im Überschwang hört man immer wieder, auch nebenan im Klosterhof, wo der Musikgarten einen Tausendfüßler singt und tanzt.

„50 Kinder besuchen den Musikgarten, 120 Kinder die musikalische Früherziehung“ – auf diese Zahlen kann Sabine Blasberg stolz sein. Stolz kann auch der Förderkreis der Musikschule mit seinem Vorsitzenden Dr. Wolfgang Kuhn sein: Die Instrumente, die vom Nachwuchs nur für den Einstieg oder im Musikgarten gebraucht werden, der Flügel sind Gaben des Vereins, der mit gebackenen Notenschlüsseln und einem Infostand auf dem Marktplatz auf seine Arbeit und das anstehende 20-jährige Jubiläum hinweist.

Dort hinauf wird man von lateinamerikanischen Klängen gelockt: Auf der Bühne werden die Früchte eines Kooperationsprojekts der Musikschule mit Jerg-Ratgeb- und Theodor-Schüz-Realschule vorgestellt. „Genial, wie die spielen“, kommentiert eine Zuhörerin, die eigentlich zum Kaffee verabredet ist und doch lieber hier verweilt, um der Bläserklasse zu lauschen.

Klezmermusik bringt Schwung und Wehmut auf den Marktplatz. Eine Dame wiegt sich selig im Rhythmus. „Ist das nicht ein langsamer Walzer?“ Und dann – „Überraschung“, verkündet Uwe Kühner fröhlich – greifen seine Schlagzeuger, Trompeten und Altsaxofon in ihre Kisten und Instrumente: Die Moving Band zog vom Nufringer Tor hierher und wird immer wieder irgendwo auftreten. Das soll an die Tradition der Marching Bands erinnern, sagt Kühner, dass sie im Gehen musizieren wäre sein Ziel. Ihre Musik ist mitreißend, und weil das unter Insidern bekannt ist, hat eine Besucherin zwei „Chicken Shakes“ mitgebracht und klingelt und rasselt dezent mit den eigroßen Instrumenten.

Die von Thomas Rose geleitete Rockband sorgt für Begeisterung auch bei den älteren Jahrgängen, schließlich sind Oldies wie Santana zu hören. „Die sind noch so jung und begeistern sich für Musik aus der Zeit, als wir jung waren“, staunt eine nicht mehr ganz so junge Zuhörerin. Einen toll klingenden Song „Rocking all over the World“ hat die Gruppe sogar selbst geschrieben. Auf der Place de Tarare hat eine Gruppe ihre Waldhörner ausgepackt und zaubert zwar nicht den Wald, aber eine idyllische Stimmung in die Nachbarschaft der Hindenburgstraße.

Der akustische Logenplatz befindet sich ohne Zweifel unter der Lichtkuppel im Bronntor, das beweisen auch die Klavierklassen, die hier nach Blockflöten und den diversen Streichergruppen – Vielsaitig, Violontissimo ihre Darbietungen nicht weniger brillant absolvieren. „Es ist wunderbar, dass die Kinder hier auch das Vorspielen lernen“, findet eine Zuhörerin. Nicht nur Kinder und Jugendliche, auch Erwachsene treten mit Leidenschaft den Beweis an, dass Musik glücklich macht, hier sind nun die Gesangsklassen an der Reihe. Als das „Lied an den Mond“ aus „Rusalka“ von Antonin Dvorak berührend vorgetragen wird, lauscht alles andächtig: „Da kriegt man eine Gänsehaut“, gesteht eine Zuhörerin.

Es wird Zeit fürs Finale auf dem Marktplatz, also noch einmal die Bronngasse hoch, zum Konzert des JSO, dem Jugendorchester der Musikschule. Filmmusik steht auf dem Programm, Wolfgang Peter leitet ein letztes Mal das Ensemble. Als das letzte Stück verklungen ist, findet endgültig die Stabübergabe an Hrayr Atshemyan statt. Mit riesigem Esskorb und Blumen ausgestattet, nimmt er nach 13 Jahren Abschied von einem Musikschulorchester, das den Geist des gemeinsamen Musizierens beeindruckend veranschaulicht. Neben wöchentlichen Proben findet einmal im Jahr ein Probenwochenende an vorzüglichen Lokalitäten statt. „Das ist ein ganz tolles Konzert“, befindet ein begeisterter Zuhörer. Kein Konzert ohne Zugabe, die Zuhörer machen mit: Klatschen und Schenkelklopfen im verlangsamten Sambarhythmus – eine Herausforderung, die mit Bravour bewältigt wird und eine weitere Qualität offenbart: Musik verbindet und ermöglicht Entdeckungen, vielleicht auch eigener verborgener Wünsche.

Sie ist geradezu überwältigend, die Vielfalt der Instrumente, die in der Herrenberger Musikschule gelehrt werden, ebenso die Vielzahl der Gruppen, in denen manchmal erstaunliche Kombinationen zusammenfinden. Schönes Beispiel ist das Ensemble Kunterbunt unter Leitung von Waltraud Epple-Holom, in dem Saxofon, Flöte, Klarinette und Akkordeon vereint sind und im Klosterhof Musik in allen Stimmungslagen darbieten.

 

Gäubote 15.07.2019             Gabriele Pfaus-Schiller

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