Pressestimmen
Volle Ränge bei der Jazz-Matinee
Quartett begeistert mit souligem Jazz eines Cannonball Adderley in der Musikschule
Die Freude an der Musik war bei jedem einzelnen Vortragenden zu spüren. Vor allem Graf tigerte über die Bühne, wippte und schnalzte. So gelang auch das von Bassist Sam Jones komponierte "Del Sasser" - ein verzwicktes, aber schönes Lied, bei dem vor allem das Klaviersolo zu Beginn überzeugte. "Autumn leaves" gehört zu den Standards im Jazz. Das Quartett präsentierte eine Version, die einst Cannonball Adderley zusammen mit dem legendären Trompeter Miles Davis gespielt hatte. "Cannonball Adderley ist eines meiner Idole", sagte Graf. Das sei bei vielen Altsaxofonisten ähnlich. Den 1928 in Florida geborenen Adderley zog es 1955 nach New York. Eigentlich wollte er dort studieren. Doch schon nach ersten Auftritten in Cafés hatte er sensationellen Erfolg. Adderley hatte einen eigenen Stil, beeinflusst von Charlie Parker und Benny Carter. In seinem ersten Quintett spielte auch sein Bruder Nat Adderley mit, der einige Stücke komponierte. "Cannonball Adderley hat kaum etwas selbst geschrieben", erklärte Graf. Dafür zog er 1957 die Aufmerksamkeit von Miles Davis auf sich, der ihn in dessen Formation holte. Sie nahmen zusammen "Kind of Blue", eines der meistverkauften Alben der Jazzgeschichte auf. Auch für Cannonball Adderley stellte sich später der kommerzielle Erfolg ein. 1975 starb Adderley an einem Schlaganfall. "Sein voluminöser und durchdringender Alt-Sound ist bis heute unvergleichlich", sagte Graf.
Das Quartett präsentierte neben Duke Pearsons Klassiker "Jeannine" auch den von Nat Adderley geschriebenen, flotten "Jive Samba" in Herrenberg und zeigte in zwei aufeinanderfolgenden Liedern eine große Bandbreite, die den Jazz ausmacht. Etwas ruhiger wurde es mit der Ballade "Easy living", bevor die Musiker "I'll remember April" präsentierten. "Wir haben heute Vormittag alle Stücke kurz angespielt", erzählte Drummer Manzecchi. Viel geübt hätten sie nicht. Die Standards seien schnell festgelegt gewesen.
Die vier Musiker sind private Freunde, wie er verriet, und sie gehen schon einmal segeln zusammen auf dem Bodensee. Als Quartett treten sie höchstens fünf- oder sechsmal im Jahr auf. "Die Standards sind für uns als Profis sofort drin, manche seltenere Stücke hat man nicht so im Ohr", sagte Manzecchi. Die Abstimmung hat dennoch gut geklappt. "Vor diesem Publikum und in dem ausverkauften Saal zu spielen, das ist ein Traum", so Manzecchi. Mit "Hi-Fly" von Randy Weston wusste die Jazz-Combo zu Ende noch einmal einen gelungenen Akzent zu setzen. Als Zugabe gab es für die begeisterten Zuhörer den "Work Song" von Nat Adderley im Gospel-Sound.
Gäubote, 05.02.2018, Andreas Straub